Eine Hand wäscht die Andere


Für fast jeden Filmstar gibt es den Moment im Leben, wo er beweisen will, daß er seinen Kopf nicht nur zum Frisieren hat. Also macht er auf verantwortlich — sozial, ethnisch, ökologisch. Oder politisch. Seit Hollywoods Jahr Null gibt es eine ständige — mal ernsthafte, oft lachhafte Klüngelei — mit Washington. Macht und Macht gesellt sich gern. Denn Politiker schöpfen nur zu gerne ein wenig vom Glamour der Kinogötter ab. Und umgekehrt gilt das Weiße Haus unter Filmfritzen als beliebte Adresse für den Wochenend-Urlaub. Steuerfrei sponsom können sie die Linken oder Rechten ihrer Wahl außerdem. So hat diese unnachahmliche Anziehungskraft manch verblüffendes Paar zueinander geführt. Orson Welles legte sich in den Vierzigern für Roosevelt ins Zeug, Humphrey Bogart kurz darauf für den demokratischen Kanditaten (und Wahlverlierer) Stevenson. Später unterstützte Frank Sinatra Präsident Kennedy mit einer solchen Verve und Sympathie, daß er zum Dank eine telephonische Direktleitung in dessen Arbeitszimmer bekam. Zu den aktivsten Wahlhelfern bei der diesjährigen Präsidentschaftswahl zählen Warren Beatty, Barbra Streisand, Robert Redford (für Clinton); sowie Haudegen Clint Eastwood, Chuck Norris und Arnie Schwarzenegger (für Bush). Was hingegen viel zu selten aus Hollywood kommt, sind gescheite Filme zum Thema. Tim Robbins („The Player“) ist nun die seltene Ausnahme eines politisch motivierten Meisterwerkes gelungen. Als Regisseur und Hauptdarsteller von „Bob Roberts“ zeichnet er im Stile einer fiktiven Dokumentation den Wahlkampf eines ultrarechten Senatskandidaten nach. Bissig, kritisch, sarkastisch, präzise — der raffinierteste Film des Jahres. So sollte schauspielerisches Polii-Engagement wirklich aussehen.