Eine Band Spielt Mit Dem Feuer
In Texten und Taten provozieren Rammstein öffentliche Kritik
Schon das Debütalbum des Schweriner Sextetts Rammstein, „Herzeleid“ mit Namen, wurde zum Erfolg. Rund 2oo.ooomal ging es über die Ladentische. Beachtlich für eine Band, deren Songs nicht im Radio gespielt werden und die auch bei der Presse nicht nur Freunde hat. Von „Neonazi-Rock“ ist da die Rede oder auch von „sinn- und inhaltloser Kraftmeierei“. Nun steht Neues vom Rammstein ins Haus. Derzeit bereitet die Band die Veröffentlichung des zweiten Albums vor. Ab August soll es in den Läden stehen. Und natürlich fragen sich viele, wie es dann wohl weitergeht mit Rammstein, mit Musikern, die sich nicht scheuten, einen Bandnamen zu wählen, den man automatisch mit jener Katastrophe in Verbindung bringt, bei der vor einigen jähren 80 Menschen im Feuer eines abgestürzten Flugzeugs ihr Leben verloren. Bedenkt man dann noch, daß Rammstein bei ihrer Bühnenshow eine auffällige Vorliebe für Feuer an den Tag legen, gerät das Bild dieser Band endgültig ins Wanken. Und Rammstein unternehmen nichts, um es wieder zu stabilisieren. Erklärungen? Fehlanzeige! „Darauf legen wird absolut keinen Wert“, gibt ein Rammstein namens Flake zu Protokoll. Und auch das sagt er: „Ich halte es für hanebüchen, wenn ich Journalisten höre, die uns verbieten wollen. Ich denke, eine Demokratie muß eine Band wie uns aushalten. Ansonsten muß nämlich auch Kiss verboten werden – wegen ihrer SS-Runen im Namen und wegen ihrer mit Feuer durchsetzten Bühnenshow.“ Und dann, obwohl Flake es schon mehrfach betont hat: „Wir sind Entertainer, wenn auch vielleicht die Entertainer unserer Generation. Und die ist eine andere als die vor 20 oder 30 Jahren.“ Kult-Regisseur David Lynch hat damit kein Problem. So benutzte er zwei Stücke des Debütalbums von Rammstein für den Soundtrack zu seinem aktuellen Film „Lost Highway“. „Lynch“, weiß Keyboarder Flake, „versteht kein Wort Deutsch.
Ihm kommt es auf die Atmosphäre dieser Lieder an. Ein Anspruch, den auch wir in erster Linie mit unserer Arbeit verfolgen. Wenn sich Leute durch das Ergebnis provoziert fühlen, bitte schön, sollen sie eben.“ Und ja, manch einer fühlt sich provoziert. Durch Texte, die von Gewalt, Pädophilie, Inzest oder Nekrophilie handeln und zu denen Rammstein nicht eindeutig Stellung beziehen. Aber wie gesagt, erklären wollen sich die martialischen Männer mit dem kantigen Klang ja nicht. Nur so viel: „Wir wissen, wer wir sind und was wir darstellen wollen. Somit ist das alles (gemeint sind Vorwürfe und Bedenken/Anmerkung der Redaktion) nicht unser Problem, sondern das der Kritiker. Wir wissen, daß wir keine Nazis sind, ganz im Gegenteil. Aber wir entschuldigen uns bei niemandem für unsere Arbeit, weil das einem Schuldeingeständnis gleichkäme. Und wir haben uns partout bei niemandem zu entschuldigen.“