Ed Wood
Hollywood feiert den schlechtesten Regisseur aller Zeiten: Johnny Depp als König des B-Movies
Naheliegend war es nun wirklich nicht, einen Film über das Leben von Ed Wood zu drehen. Hatte dieser sich doch in den Annalen der Filmgeschichte lediglich eine Nische als schlechtester Regisseur aller Zeiten gesichert (‚Plan 9 From Outer Space‘). Und war darüber hinaus allein wegen seiner Vorliebe für das Tragen von Frauenkleidern aufgefallen.
Doch Tim Burton, der phantasievollste Regisseur unserer Zeit, ist auch kein Mann für naheliegende Fälle. Wundersam bizarre Märchen wie ‚Edward mit den Scherenhänden‘ hat er inszeniert, und hätte als Schöpfer der ‚Batman‘-Serie bis ans Ende seiner Tage Big-Budget-Spektakel drehen können. Aber er entschied sich für Ed Wood. Für eine Hommage an die B-Movies, an den schlechten Geschmack und einen Mann, der sich trotz fehlenden Talents seine Träume bewahrte. Burton & Wood, keine vergleichbaren Künstler, aber zwei Seelenverwandte.
Johnny Depp, der zur Zeit offenbar nichts falsch machen kann, spielt den ewig optimistischen Wood mit liebevoller Hingabe, großem Herzen und einer kleinen Spur Melancholie. Wenn wir Wood dabei zusehen, wie er es als Jung-Regisseur in den Fünfzigern immer wieder schafft, mit lächerlichen Budgets absoluten Schlock in den Kasten zu bringen, dann erregt das weniger Mitleid als vielmehr Sympathie. Ob Depp alias Wood nun vor kindlicher Freude über gräßliche Monsterfilme strahlt, ob er würdevoll im Angora-Pulli seiner Freundin vor die Crew tritt oder Niederlagen mit einem Kopf-hoch-Lächeln beiseite wischt – stets nimmt er uns mühelos für sich ein. Doch ‚Ed Wood‘ ist auch ein Film über das Sterben von Bela Lugosi. Gespielt wird der zu Lebzeiten in Vergessenheit geratene, morphiumsüchtige Star des Horror-Stummfilmes von Martin Landau, der für die Rolle einen Oscar erhielt. Für Wood ist Lugosi ein Freund, ein Mentor und vor allem ein Idol, das ihm noch Gefühle von Größe und Genie vermittelt, als alle Welt längst andere Götter verehrt. Apropos alle Welt: Die Amis wollten ‚Ed Wood‘ nicht sehen. Weil sie keine Schwarzweiß-Filme mögen? Weil diese Arbeit zu intelligent, skurril und schön zugleich ist? Weil ‚Ed Wood 1 träumt, wo andere Filme nur Traumfabrik-Klischees wiederkäuen? Egal. Denn der wahre Jammer ist doch, daß der 1978 verstorbene Wood diesen Triumph nicht mehr miterleben kann.