Die Antithese zu Dosenravioli: das Pop-Kultur Festival in Berlin startet diese Woche
Das „Pop-Kultur“ in Berlin wird ab diesem Mittwoch wieder demonstrieren, dass ein Festival weitaus mehr sein kann als eine Aneinanderreihung von Greatest-Hits-Schleudern und routinierter Rockbetriebsamkeit.
Stadtfestivals kommen immer noch mehr in Mode und sind für eher bequeme, komfortverwöhnte Menschen eine feine Sache: Zwischen Dusche und Bühnenkante, Federkern-Matratze und Warteschlange liegen meist nur ein paar U-Bahn-Stationen. (Auch wenn die Dosenravioli vom Campingkocher freilich immer besser schmecken als vom Elektroherd!)
Ist ein solches Stadtfestival allerdings mit Liebe und vor allem deutlichem Innovationswillen gemacht, möchte es viel mehr als seinem Publikum nur die Buntfaltenhose nicht verknittern. Es findet bewusst im urbanen Raum statt, um die dortigen Möglichkeiten zu nutzen, vernetzt verschiedene Locations, Künstler und vielleicht sogar kulturelle Disziplinen. Zu diesen besonders interessanten Veranstaltungsreihen gehört auf jeden Fall auch das „Pop-Kultur“-Festival, das ab Mittwoch dieser Woche zum vierten Mal in Berlin stattfindet.
Nach zweimaligem Umzug hat das „Pop-Kultur“ in der Kulturbrauerei im Prenzlauer Berg offenkundig endlich seinen Bestimmungsort gefunden – vielleicht nicht der allercoolste Ort der Stadt, aber aufgrund seiner Ansammlung kleiner bis mittlerer Clubs und Bühnen auf engstem Raum perfekt geeignet für das Konzept des vom Musicboard Berlin veranstalteten Festivals. Denn neben Konzerten gibt es auch Gesprächsrunden, Lesungen, Ausstellungen und Filme (u.a. horcht unsere Autorin Julia Friese öffentlich den Produzenten Moses Schneider aus). Der Besucher wird bei dieser Fülle der Möglichkeiten quasi zu seinem eigenen Kurator, mit der Möglichkeit, nicht nur live Musik zu erleben, sondern sich auch mit der Reflexion und Kontextualisierung verschiedenen Popkultur-Themen zu beschäftigen.
Kat Frankie, Die Nerven, Drangsal
Für das Publikum eher hinter den Kulissen, bietet die Veranstaltung auch Workshops für junge Künstler an und betreibt sehr aktiv Netzwerk-Arbeit für Musikindustrie und Kreativwirtschaft.
Natürlich dürfte der Großteil der Besucher sich aber vor allem dafür interessieren, was auf den Bühnen passiert. Highlights sind sicherlich die Auftritte der lebenden Legenden The Last Poets, Lydia Lunch, Irmin Schmidt (Can) und Vivien Goldmann, die zum Teil extra für das Festival erstellte Projekte präsentieren. Hier wird es auch einen Abend des Labels Staatsakt, exklusive Programme von Kat Frankie, Sophia Kennedy, Die Türen sowie Henrik Schwarz und dem Alma Quartett geben.Weitere Highlights im Programm: Neneh Cherry, Die Nerven, Ghostpoet, Drangsal, Ebow, Chelsea Wolfe, Anna von Hausswolff, Haiyti, Agar Agar, Nadine Shah, Noga Erez, … And You Will Know Us By The Trail Of Dead (sie spielen, so heißt es, exklusiv komplett ihr großartiges zweites Album MADONNA) und vieles mehr, vor allem an sehr, sehr spannenden Newcomern, die man auf der Homepage des Festivals einmal auschecken sollte! Ganz abgesehen von dem DJ-Programm, über das wir hier auch noch kein Wort verloren haben.
Das Pop-Kultur Festival findet vom Mittwoch, 15. August, bis Freitag, 17. August, auf dem Gelände der Kulturbrauerei Berlin statt. Festival- sowie Tagestickets gibt es aktuell noch hier und dann auch an der Abendkasse.