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Die 100 wichtigsten Frauen im Pop – Platz 24 bis 20


Eine Reise durch Female-Pop gestern und heute. Hier geht's zu den Rängen 24 bis 20.

Musik kennt erst mal kein Geschlecht: Die angeschlagene Saite, die getretene Fußtrommel oder der Loop in der Audio-Software – alles komplett genderneutral. Schöner Gedanke, oder?

Doch über Ton und Beat hinaus spielt das aufgeladene Thema sehr wohl eine Rolle. Musik ist, wenn sie die Instrumente verlassen hat, immer auch Kontext. Musik bildet Realitäten ab und nimmt genauso auch Einfluss auf sie.

Dass Pop und Gesellschaft über die Dekaden diverser geworden sind, braucht man heute nieman- dem zu erzählen. Wer sich aber bei all der Bewegung hingegen gern mal im Bart kratzt und lieber noch mal umdreht, ist der traditionsbewusste Popkulturkanon. Unzählige Listen werden immer noch angeführt von Dylan und den Beatles – Radiohead gelten hier noch als junge Herausforderer. Auch dieser Blick mag für manchen einen Reiz besitzen, doch wenn es mal wieder auf das Argument rausläuft, es gäbe ja so wenig einflussreiche Musikerinnen, dann dimmen sich die Lichter.

Wir widmen uns im aktuellen MUSIKEXRESS daher all den einflussreichen Frauen im Musikbetrieb. So selbstverständlich das alles sein möge, so wertvoll sind doch die Impulse, die uns weibliche Acts zusätzlich zu ihren Hits noch obendrauf gegeben haben. Nur weiter so, we’ve only just begun.

Was wir brauchen, ist ein neuer Kanon der Popmusik

Hier ein siebzehnter Teaser der Liste der 100 wichtigsten Frauen im Pop – Platz 24 bis 20:

Platz 24: Lana Del Rey

Mit ihrem Major-Label-Debüt BORN TO DIE spaltete Lana Del Rey im Jahr 2012 die Musikkritik. ME-Kollege Frank Sawatzki gab dem Album gerade mal dreieinhalb Sterne und sah der New Yorkerin keine große Zukunft voraus. „Lana Del Rey ist nach dem frühen Höhenflug wieder auf dem Boden gelandet“, lautete sein Fazit. Über eine Dekade später hält der Höhenflug insbesondere dank Alben wie NORMAN FUCKING ROCKWELL sowie zuletzt DID YOU KNOW THERE’S A TUNNEL UNDER OCEAN BLVD an. Del Rey hat sich als versierte Songwriterin etabliert, ihr California-Noir-Stil ist unverwechselbar, mit ihm fängt sie nicht nur den oberflächlichen Glamour Hollywoods, sondern auch die düsteren Seiten des American Dreams gänsehautproduzierend ein.

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Ohne sie wäre die Internetkultur der frühen 2010er-Jahre um einiges langweiliger gewesen. Junge Mega-Stars wie Olivia Rodrigo und Billie Eilish nennen Del Rey als eines ihrer Idole.

(Louisa Zimmer)

Platz 23: Patti Smith

Patti Smith war Punk, bevor es die ersten Punkbands überhaupt gab. Mit dem Drei-Akkord-Rock ihrer männlichen Kollegen hatte sie dennoch nicht so viel gemein, in der Männerdomäne Punk aber machte sie Frontfrauen salonfähig. Mit dem Debütalbum HORSES setzte sie 1975 einen Meilenstein, eine 43-minütige Rosskur für den lahmenden US-Rock der 70er, an ihrer Seite damals schon der Gitarrist Lenny Kaye. Dem Titel „Godmother des Punk“ verlieh sie auch außerhalb der Musik Geltung, als Polaroid-Künstlerin, Malerin und Lyrikerin. Sie sprach über Masturbation und Selbstbestimmung, die geballte Faust auf ihren Konzerten und Lesungen wurde zum Sinnbild eines Aufbruchs aus armen, religiös dominierten Verhältnissen.

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Ohne sie wäre die Auseinandersetzung über Tabus und kontroverse Themen in den Kinderschuhen des Punk stecken geblieben.

(Frank Sawatzki)

Platz 22: Ella Fitzgerald

Mut und Stärke sind Eigenschaften, die mit Ella Fitzgerald in Verbindung gebracht werden. „Die First Lady of Song“, wie sie ab den 50er-Jahren genannt wird, gilt als eine der einflussreichsten Stimmen der Jazzwelt. Das Repertoire des 1917 in Virginia geborenen Fangirls von Bing Crosby und Louis Armstrong reichte von Swing über Bebop, Blues, Bossa Nova, Gospel bis zu verjazzten Weihnachtsliedern. Ihr Ausdruck, ihr Stimmvolumen, die drei Oktaven, die sie problemlos beherrschte, sind legendär. Aber noch legendärer sind ihre Improvisationen. Ella Fitzgerald ist der Inbegriff einer Sängerin mit einer enormen musikalischen Intelligenz. Diese erlaubte es ihr, ihre Virtuosität mit Humor und Talent fürs Schauspiel einzusetzen. Man kann sie also mit Fug und Recht als eine der ersten Komikerinnen unter den Sängerinnen bezeichnen. Improvisieren konnte die „Queen of Jazz“, weil sie eben auch eine Meisterin des Scat-Gesangs war: „Scat“ heißt „Jagen“. Also in Silben lautmalerisch die instrumentalen Elemente der Musik nachahmen.

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Ohne sie und ihre Songbooks hätten die wichtigsten amerikanischen Komponisten des 20. Jahrhunderts, wie Duke Ellington oder Cole Porter, nie die Ehre erfahren, ausgerechnet von einer Frau am einfallsreichsten und würdevollsten interpretiert zu werden

(Kersty Grether)

Platz 21: Lauryn Hill

Ihr bisher einziges Soloalbum THE MISEDUCATION OF LAURYN HILL (1998) animierte Frauen zur Selbstbestimmung und verknüpfte die Musik mit Haltung. Durch ihre Präsenz im männlich dominierten HipHop verbesserte die Fugees-Sängerin nicht nur die Zugangsmöglichkeiten für Frauen, sondern auch die gesellschaftliche Wahrnehmung des Genres. Sie fusionierte Rap mit R’n’B und Soul und wehrte sich in ihren Texten gegen die Stereotypisierung der Schwarzen Frau. Hill ließ sich nicht mit damit abspeisen, dass es erfolgreiche Rapperinnen nur innerhalb von Männergruppen gäbe – was in der HipHop-Szene zu der Zeit „normal“ war – oder ihre Kollegen das Recht hätten, über den weiblichen Körper mitzubestimmen. Das wurde belohnt: Sie war 1999 nämlich die erste fünffache Grammy-Gewinnerin.

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Ohne sie hätte es Female Empowerment sicher nicht in den HipHop geschafft.

(Christin Rodrigues)

Platz 20: Lady Gaga

Stefanie Germanotta, allseits bekannt als Lady Gaga, ist ebenso wie die Queen of Pop Madonna, ein italo-katholisches Mädchen, das ausbricht, sich in Downtown New York durchzusetzen und dem es früh gelingt ein Weltstar zu werden. Und das, obwohl die Experten bei den Plattenfirmen sowie ihr Entdecker Rob Fusari daran gezweifelt hatten, ob sie überhaupt das Aussehen dazu hatte, „das hübsche Mädchen am Klavier“ zu sein. In ihren überdimensionierten Outfits und Songs rächte sich Gaga an diesen spießig-normativen Vorstellungen. Und bewies in ihren schrillen Outifts, vom römischen Gladiator bis zur fliegenden Nonne: Sie kann alle Männer und Frauen der Welt sein, alle Fabelwesen, Pflanzen und Seifenblasen, in aller nur erdenklichen stilistischen Vielfalt.

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Ohne sie hätten wir nie erfahren, dass eine Klaviervirtuosin im Pop mehr sein kann als ein Mädchen mit großen Rehaugen.

(Kersty Grether)

Bad Bunny, Rosalía, Karol G: Weshalb Reggaeton nicht zu unterschätzen ist

+++ Unser aktuelles Heft ist seit dem 09. Februar im Handel. Darin gibt es die komplette Lister der 100 wichtigsten Frauen im Pop. Hier teilen wir immer wieder Ausschnitte des Rankings. +++