Der Berlinale-Freitag: Roter Teppich für Comics und Superhelden
Die Filmfestspiele gehen auf ihr Ende zu, jetzt kommen noch einmal die ganz großen Stars auf den großen Teppich. Zuvor überzeugt aber ein chinesischer Film im Wettbewerb.
Am Wochenende werden die Preisträger der 67. Berlinale verkündet. Und am Freitag konnte sich kein Film besonders für eine Auszeichnung empfehlen. Ein chinesischer Trickfilm konnte zwar mit einer kurzen Laufzeit Punkte bei der Presse sammeln, dürfte aber dennoch nur Außenseiterchancen im Wettbewerb haben.
Der Abend gehörte dann ganz Hugh Jackman und Patrick Stewart, die zur Weltpremiere des Blockbusters „Logan – The Wolverine“ nach Berlin kamen. Der Film läuft zwar im Wettbewerb um den Goldenen Bären, allerdings außer Konkurrenz. Der Freitag stand also ganz im Zeichen der Comics und Comic-Verfilmungen.
me.Movies war in den vergangenen Tagen in den vielen Berlinale-Kinos unterwegs und stellt Euch ausgewählte Filme vom Festival in Form von Kurzkritiken vor:
Hao ji le (Have a Nice Day)
Eine willkommene Abwechslung im Wettbewerb der Berlinale. Der chinesische Beitrag kommt als Trickfilm daher, behandelt aber Themen, die keineswegs kindisch sind. Ein Arbeiter vom Bau raubt eine Tasche voller Geld von einem Gangsterboss – ein schwerer Fehler, natürlich. Seine Gründe sind gleichsam rührend wie dämlich: Seine Freundin hat eine verunglückte Schönheits-OP hinter sich, mit dem gestohlenen Geld soll ihr Gesicht nun gerichtet werden. Am besten in Südkorea, fernab von der tristen Kleinstadt, in der „Hao ju le“ spielt.
Der Raub des Liebenden, der auch schon Hochzeit und Familienstolz im Hinterkopf hat, ruft einige zwielichtige Gestalten auf den Plan, denen der grobe Zeichenstil des Films eine überraschende Glaubwürdigkeit verleiht. Da haben wir einen Erfinder, der mit dem Geld endlich ein Unternehmen gründen will. Einen philosophierenden Gangsterboss, der einen nackten Maler im Kofferraum hat. Einen wortkargen Killer, der an Gelassenheit kaum zu überbieten ist – und der für sein Selbstvertrauen bitter bestraft wird.
Liu Jian hat hier Regie geführt. Sein Animationsfilm ist kein Berlinale-Kracher, aber ein kurzweiliges, an den richtigen Stellen witziges und dennoch deprimierendes Zwischenspiel über Gier und unerfüllte Träume, das durch seine Verortung zwar weit weg wirkt, in einigen Momenten aber ganz nah dran ist am Rest der Welt. Dann zum Beispiel, wenn Donald Trumps Siegesrede aus dem Autoradio kommt und ein Messi-Poster im Hintergrund eines chinesischen Internet-Cafés hängt.
„Logan – The Wolverine“
Ein Superheldenfilm auf der ansonsten so politischen Berlinale? Es gab im Vorfeld Stimmen, die sich gegen die Weltpremiere des ultrabrutalen Blockbusters „Logan“ aussprachen. Allerdings ist der Film seriöser als die meisten Comic-Verfilmungen. Und dazu erschienen am Freitag die ganz großen Stars in Berlin. Hugh Jackman, Sir Patrick Stewart und Regisseur James Mangold, dessen bester Film bisher „Walk the Line“ war. Und er bleibt es auch nach „Logan“.
Zwar gelingt Mangold einer der besten X-Men-Filme, allerdings verliert sich das Roadmovie zwischenzeitlich in unnötigen Gewaltexzessen. Die Fans werden den Film trotzdem lieben, weil Wolverine, diese auf der Leinwand bisher immer so halbgeil dargestellte Figur, endlich Tiefe bekommt. Als wandelndes Wrack stellt er sich nun seinem größten Feind: Intimität. Ein kleines Mädchen fällt in sein Leben, braucht seinen Schutz und jemanden, der ihr moralische Werte vermittelt.
Hugh Jackman und die 11 Jahre alte Dafne Keen bilden ein fantastisches Duo, Patrick Stewart macht den Cast als Professor X sogar noch hochkarätig. Für über 100 Millionen Dollar hat Mangold hier einen für das Subgenre untypischen Indie-Look mit viel Staub kreiert, der ganz stark beginnt, aber zu berechenbar endet.
Aufgeschnappter Satz des Tages:
„Die Zeit für Romantik ist vorbei“ – Patrick Stewart zur Lage der Welt.
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