Der alte Druck


Motör-Head-Lemmy (r.) über neue Songs und alte Tugenden.

Humor ist seine große Stärke. Doch wehe, wenn einer versucht, ihn auf den Arm zu nehmen! „Ich hin der. der zidetzi lacht“, erklärt der große, alte Zampano des Heavy Metal -— und setzt sogleich den Hobel an. „Man hat mich schon drei Mal in meinem Leben totgesagt —- und jedesmal, wenn ich wiedentuferstanden bin, ging es mir besser als zuvor. Es war immer der gleiche Terror: ,Der Mann ist am Ende. Der kommt nie wieder auf die Beine.‘ Als ich Hawkwind ade sagte, war es das erste Mal, daß man mir das prophezeite. Doch siehe da, ich tauchte wieder auf, und zwar mit Motörhead. Und gleich hieß es wieder: ‚Motörhead? Die Schaffens doch nie!‘ Und was passierte? Wir stürmten in die Charts, gleich auf Platz eins.

Als dann Philthy Animal Taylor verschwand, meinten viele nur: ‚Motörhead sind am Ende.‘ Denkste. Dies ist die beste Band, die ich jemals gehabt hatte!“

Die „beste Band“, das sind Wurzel, sein Adjutant und Gitarrist, sowie Phil Campbell und Pete Gill. In dieser Besetzung hat man ORGASMATRON, das aktuelle Album, in der Regie des Ex-Material-Bassisten Bill Laswell eingespielt.

ORGASMATRON ist beides: Eine lautstark lärmende Liebeserklärung an die Unvergänglichkeit des wahren Heavy Metal — ein musikalisches Donnerwetter, das selbst die jungen Speed-, Thrash- und Black Metal-Emporkömmlinge das Fürchten lehrt.

Andererseits enthält dieser Metal-Orkan aber auch eine deutliche Absage an die, laut Lemmy, drei Todsünden der Menschheit: Politik, Kirche und Krieg, die er im gleichnamigen Titelsong unerbittlich geißelt. O-Ton: „Die besten Lvrics, die ich je geschrieben habe. Die Worte sprudelten förmlich aus mir heraus, so frustriert war ich. „

Trotz Gift und Galle hat sich das Oberhaupt von Motörhead schnell wieder im Griff und meint trocken: „Ich mußte erst 40 Jahre all werden, bis der Knoten wirklich platzte. Offensichtlich sind Steinböcke ausgesprochene Spätzünder. Denn inzwischen stehe ich unter Dampf wie noch nie. „