Depeche Mode und die Folgen
In den Achtzigern waren es zuerst Synthie-Pop-Adepten wie Alphaville, Boytronic und Camouflage, denen man große Nähe zur Band aus Basildon anhörte. Ein Jahrzehnt später machten Wolfsheim und De/Vision damit weiter und fügten eine düstere Note hinzu. Auf dem Tribute-Sampler FOR THE MASSES [1998] lieferten ausgerechnet Rammstein die beste Interpretation ab („Stripped“). Auch in der hiesigen Clubwelt weiß man Depeche Mode zu schätzen. Timo Maas hat sogar zwei Sampler mit dem Titel MUSIC FOR THE MASSES im Programm. Die meisten Bewunderer von Depeche Mode unter Musikern fanden sich erstaunlicherweise immer in den USA. Den Anfang machten Mitte der Achtziger Underground-Produzenten in Detroit. Sie entwickelten (u.a.) aus dem Sound der Engländer eine minimale und monotone Tanzmusik: Techno. Aber auch Rocker mit Vorliebe für die härtere Gangart hatten ein Faible. Was die europäischen Bands Nitzer Ebb und Front 242 mit ihrer Electronic Body Music anfingen, setzten Nine Inch Nails mit pretty hate ma-CHINE fort. Trent Reznors früheres Protege Marilyn Manson hatte bereits Songs von den Eurythmics und Soft Cell gecovert. Da waren Depeche Mode nicht mehr weit. Auch bei den Deftones und Korn hört man in jüngerer Zeit DM-Einflüsse heraus. Inzwischen sind es nicht nur Sounds, sondern ganze Songstrukturen, die Musikern als Vorlage dienen. Fischerspooner und Mount Sims, zwei bekanntere Electroclash-Vertreter. machen aus ihren Vorbildern keinen Hehl. Der Zufall will es, das die Stimme Todd Baechles von The Faint auch noch große Ähnlichkeit mit der Dave Gahans hat. Ladytron haben dieses Problem nicht – bei ihnen singen Damen. Aber sonst findet man auch bei ihnen nicht zu wenige Hinweise auf die Band, die in der elektronischen Popmusik jenen gottgleichen Ruf besitzt, den die Beatles im gitarrenorientierten Pendant genießen.