Craig nicholls: Er gibt dem Rock die Unberechenbarkeit zurück
Dass The Vines heute zu den bedeutendsten jungen Bands gehören, hat drei Gründe: Erstens haben die vier Australier mit ihrem fantastischen Debüt 2002 gerade zur rechten Zeit Öl in ein Feuer gegossen, das elf Monate, nachdem es The Strokes mit IS this it entfacht hatten, langsam zu erlöschen drohte. Zweitens ist Craig Nicholls, der in Interviews oft unkonzentriert wirkt, ein präziser Songschreiber, dem mit dem 93-sekündigen „Highly Evolved“ der wohl kürzeste vollkommene Rocksong aller Zeiten gelungen ist. Drittens ist Nicholls der unterhaltsamste, weil unberechenbarste, Performer seiner Generation. Die Selbstvergessenheit, mit der sich Nicholls auf der Bühne gebärdet, macht Konzerte der Vines zu Ereignissen. Es mag bisweilen auf Kosten der Musik gehen, wenn sich der chronisch überarbeitete Junge auf den Knien vor seinem Gitarren-Verstärker im Feedback verliert, sich rücklings ins Publikum wirft oder, wie Ende 2002 in Chicago, erst seinen Bassisten attackiert und den Backstagebereich zerstört – es ist trotz allem unmöglich, die Augen von ihm abzuwenden. Danke dafür: Auch wenn er letztes Jahr selbst befürchtete, an seinem übervollen Tournee-Plan zu zerbrechen – das neue Album winning days ist der kraftvolle Beweis einer vollständigen Rehabilitation. Ulas hat er uns beechert? Uns daran erinnert, das Live-Auftritte noch schrecklich aufregend und unvorhersehbar sein können. Das wollen wir als nächstes von ihm hören: Konzerte! Konzerte!