Cooles für den Club


Wer im Plattenladen wirklich Neues sucht, sieht oft ziemlich alt aus. Es sei denn,er stößt auf den Clubsound von Compost. Das Label von DJ Michael Reinboth ist erfrischend anders.

Compost, das Kurtlabel des Münchner Szene-DJs Michael Reinboth, avancierte binnen fünf Jahren zu einer der meistgeschätzten Adressen für moderne Club-Musik in Europa. Mit Bands wie A Forest Mighty Black, Beanfield, Turntable Terranova oder Fauna Flash konnte Reinboth Fuß fassen im Grenzbereich zwischen Jazz, Drum’n’Bass und futuristischen Elektrosounds. Unter dem Titel „The Future Sound Of Jazz“ sorgten sorgten ebenso spannende wie ungewöhnliche Compilations von Compost dafür, daß der Sound des Labels über die Landesgrenzen hinaus einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich wurde. Compost-Gründer Michael Reinboth, seit mehr als 15 Jahren als DJ tätig, führt von seinem Büro in der Münchner Innenstadt aus seine kleine aber feine Firma. Unterstützt von der Vertiebsfirma PP Sales Forces, konnte er Compost in den zurückliegenden Jahren Schritt für Schritt ausbauen. „Von Anfang an war die Ausgangsidee, eine langfristige Plattform für Musik zu schaffen, die sich keinerlei Stilgrenzen unterordnet. Ich wollte nicht nach fünf Maxi-Singles so enden wie viele andere Independent-Labels, denen dann einfach das Geld zum Weitermachen fehlt“, erzählt Reinboth, der bereits Anfang der 90er Jahre für Firmen wie Marlboro Music, Cool Tempo und Intercord Sampler zusammenstellte. Das Ergebnis der Aktivitäten für andere stellte ihn jedoch nie wirklich zufrieden. Und so gründete Reinboth 1993 kurzerhand Compost Records:“lch damals hatte über diesen Schritt schon fünf Jahre nachgedacht. Irgendwann war dann eben der Punkt erreicht, an dem ich mir sagte, das kann man selbst doch alles viel besser und effektiver machen.“ Innerhalb von fünf Jahren veröffenlichte Reinboth, der sich als Mitglied der Formation Beanfield auch als Produzent einen Namen gemacht hat, fast 50 Platten, die verschiedener und unterschiedlicher nicht sein könnten – und doch alle Reinboths hohem Qualitätsanspruch unterworfen sind. Die Compost-Familie, zu der seit zwei Jahren auch der auf House-Themen spezialisierte Firmenableger „Compose“ zählt, ist mit dem Anspruch, nur Bestes zu bieten, stetig gewachsen und sich dabei als feste Größe auf dem Gebiet der Club Music längst etabliert. Vor diesem Hintergrund fiel es Michael Reinboth immer leicht, allen Lockrufen von großen Plattenfirmen (die sich seit Jahren um seine Mitarbeit bemühen) zu widerstehen. „Einem Label mit der klanglichen Ausrichtung, wie Compost sie hat, würde es so gut wie nichts bringen, seine Platten über ein Großunternehmen vertreiben zu lassen“,erläutert Reinboth,“denn auch ein Major könnte von dieser Musik nicht entscheidend mehr absetzen.“ Ganz bewußt verfolgte Compost in den letzten Jahren die Linie, neue Acts wie Fauna Flash und A Forest Mighty Black – beide veröffentlichten Ende 1997 ihre ersten Alben-behutsam und ohne jeden Druck aufzubauen. Das Ergebnis: ungewöhnlich gute Musik sowie Zuspruch aus dem In- und Ausland. Besonders in England genießt Compost hohes Ansehen. Was für Michael Reinboth jedoch kein Grund ist, seine große Leidenschaft zu vernachlässigen: Nach wie vor bestreitet er als DJ in München zwei Clubnächte pro Woche, und das mit Unterstützung internationaler Gäste wie Peshay, Kruder & Dorfmeister, DJ Krust oder Boymerang. Kein Wunder also, daß bei Reinboth reihenweise interessante Angebote eingehen. Darunter auch Offerten von so bekannten Bands wie Autechre und Reflection – Acts, die normalerweise auf führenden Labels wie Warp oder Clear veröffentlichen. Wohl auch vor diesem Hintergrund äußern sich britische Blätter wie „The Wire“, „Muzik“ oder „Jockey Slut“ äußerst wohlwollend über Reinboths Münchner Talentschmiede. Und weil gerade England so großes Interesse am Schaffen des deutschen DJs hat, wird dort ein Teil der Compost-Family im Februar zum erstenmal auf Tournee gehen. Bei Reinboths Gastspiel im Heimatland der Breakbeats werden neben dem Compost-Gründer auch Fauna Flash und das Rainer Trüby Trio für den passenden Sound sorgen. Neben dem Engagement in England plant Compost für dieses Jahr auch eine Reihe interessanter Veröffentlichungen. Zunächst stehen zwei Remix-Maxis von Reinboths eigenem Projekt Beanfield an, prominent besetzt mit Künstlern wie Ian O’Brien, lan Pooley, Richard Dorfmeister und den englischen Elektro-Pionieren von der DMX Krew. Weiter geht’s dann im Frühjahr mit der neuen Drum’n’Bass-Formation Force & Paul sowie mit den Münchner Elektronikforschern von „Funkstörung“, bei denen bereits das Management von Björk zwecks Zusammenarbeit angeklopft hat. Außerdem stehen eine Remix-EP von A Forest Mighty Black und die Debüt-Maxi des Rainer Trüby Trios (mit einem Remix von Kruder & Dorfmeister) auf dem Veröffentlichungsplan von Compost. Das Label wird also auch weiterhin auf dem Gebiet der innovativen Club-Klänge eine wesentliche Rolle spielen. Darüber hinaus führt Firmengründer Michael Reinboth immer wieder aufs neue den Beweis, daß Innovationen in der aktuellen Musikszene nicht von den Marketingmillionen der Major Companies abhängig sind, sondern allein vom künstlerischen Gespür der Kreativen. Compost – das ist der ernstzunehmende Gegenentwurf zum klanglichen Programm des musikalischen Establishments.