Coldplay: Alleinherrscher
Es war eine schwere Geburt, doch nun ist es vollbracht: Coldplay schenken der Welt eine neue Platte und gehen endlich wieder auf Tour - in jeweils angemessener Kulisse.
Eine Platte muß man jeden Tag leben, man muß sie atmen, sagt Chris Martin, das sei der einzige Weg, ein Werk zu vollenden. So lang das auch dauern mag. Und bei Coldplay hat es volle 18 Monate gedauert. Eineinhalb Jahre voller Entbehrungen. Nicht eben arm auch an Zweifeln. Mit dem Erwartungsdruck der Öffentlichkeit ist eben auch der Anspruch des Quartetts an sich selbst ins Unermeßliche gestiegen. Nach dem immensen Erfolg der Alben „Parachutes“ und vor allem von „A Rush Of Blood To The Head“ sind Coldplay in Sphären angelangt, in denen man keinen Ton mehr von sich geben kann, der nicht mit Argusohren überwacht wird, von den Fans ebenso wie von den Skeptikern, die nur zu gerne über Martin und seine Kollegen herfallen würden, weil sie in dieser Band nur einen lauwarmen Aufguß von U2 und ähnlich aufgestellter Stadionrocker aus den 80ern sehen (und hören). Mit „X&Y“ haben Coldplay jetzt nach eineinhalb Jahren ein Album vorgelegt, das es beiden Seiten nicht leicht macht. Ein komplexes, ambitioniertes Werk, das doch nie das Gespür für die epische Strahlkraft verliert, die Coldplay zu Alleinherrschern im Himmel der Sehnsuchtshymnen gemacht hat. Songs wie die erste Single des Albums, „Speed of Sound“, und „Fix You“ konnten sich schon bei einer Reihe Geheimkonzerte in kuschligen Clubs bewähren, die Coldplay normalerweise in zehn Sekunden ausverkaufen würden. Nach diesen Trainigsgigs zieht es die Band jetzt vor eine breitere Öffentlichkeit – zu einigen Open-Airs, bei denen die Musik selbst atmen kann, um sich zu entfalten. Dann wird endlich das komplette Album live vorgestellt – vor einer Kulisse, die solch epischen Pop verdient hat.