Climax Blues Band – München, Alabama-Halle
Es dauert über dreißig Minuten, bis die Distanz zwischen Band und Publikum allmählich schwindet. Die Alabama-Halle im Münchner Norden ist eine alte Produktionshalle, die schon abgerissen werden sollte: 160 Quadratmeter, Bierzelttische und viel freie Fläche vor der Bühne. Erst das mehrmalige gute Zureden von Gitarrist Peter Haycock bringt das Vorstadt-Publikum mit Studenten-Habitus auf die Beine. Die Climax Blues Band muß kämpfen für ein bißchen Response dieser knapp 900 Leute. Denn diese Band besitzt keine charismatische Ausstrahlung, sie wirkt eher wie eine Unterhaltungscombo auf einem Betriebsfest Und das liegt daran, daß die handwerklich exzellenten Musiker kein Repertoire-Profil haben. Kommerziell erfolgreichere Gruppen wie Styx oder die Doobie Brothers, die manchmal so wie CBB klingen, können es sich dagegen leisten, schlichtes Material mit etwas Pomp zu spielen. Die Climax Blues Band kann das nicht Zumal: richtig gut ist die Gruppe dann, wenn sie sich auf ihre Roots, den Blues, besinnt. Peter Haycock kann so weich spielen wie Peter Green und schlägt George Thorogood mit dem Slidefinger um Längen. Wenn Colin Cooper Saxophon oder Mundharmonika bläst, wird der Sound richtig warm. „Evil“ von Howlin‘ Wolf oder „Seventh Son“ von Willie Dixon sind deshalb die Highlights in einem Programm, in das sie auch ihre Disco-Nummern „Couldn’t It Be Right“ von 1976 und „Gotta Have More Love“ vom letzten Album -FLYING THE FLAG – einzubauen versuchen. Doch all diese easy-listening-Stücke – am schnulzigsten der Song „I Love You“ – waren etwas für ältere Herrschaften. Dieses Publikum will vitale Musik, honoriert aufmerksam die griffigen, spielerischen Improvisationen. Die zweistimmigen Saxophon-Gitarren-Soli können nämlich packend klingen. Und der vierstimmige Satzgesang liegt dann erst weit genug vom Klischee entfernt. Nur das Solo von Schlagzeuger John Cuffley ist wirklich überflüssig, denn es wird akustisch von der PA aufgeblasen und wirkt beim genauen Hören völlig altbacken.
Ein überschwengliches Konzert kommt bei der Climax-Mixtur nicht heraus. Und die ziegelrohe Alabama-Halle wäre eher für Hard-Rock-Gruppen geeignet, taugt aber nichts für eine Band, die im günstigsten Fall sophisticated und zurückhaltend an die Musik herangeht. Das wußten auch die Schwabinger Hip-People, die in München ein Konzert erst zum Ereignis machen. Sie blieben gleich Zuhause.