Christoph Lindemann über: Barbra Streisand „ButterFly“
Blankes Entsetren in den Augen meiner Kollegen! Doch es ist wahr: Ich besitze mehr als 30 Streisand-Vinyl-LPs, und ich schäme mich nicht. Die ersten 20 fand ich im Sperrmüll in Boston – zusammen mit dem kompletten Katalog von Simon & Garfunkel – der Rest kam nach und nach. „He thought he was a man, but he was a muffin“ wird sich manch einer im Sinne Zappas denken, um dann zuzugeben, dass er doch keinen blassen Schimmer vom Gesamtwerk dieser Frau besitzt. In der Tat hat Barbra nicht immer Glück mit ihren Produzenten gehabt, einen Faible für unsägliche rosa Jogginganzüge und ist dazu – wie man hört – die Zicke aus der Hölle. Alles egal.
Über ihr Talent brauchen wir nicht zu streiten. Natürlich sind auf den 13 Muttiplatin-, 15 Platin- und 16 Goldalben 85% der Songs Käse (was immer noch mehr als 70 große Werke übrig lässt), nicht aber auf „ButterFly“. Hier gibt es keine L Aussetzer, und das ist das Verdienst von Arranger Tom Scott IGeorge Harrison. Carole King). Und während ihr euch das Maul zerreißt, meine mentale Gesundheit und sexuelle Orientierung diskutiert, drehe ich mich am Sonntag Morgen nochmal um und genieße den sanften Soul von „Grandma’s Hands“ (Bill Withers), die klebrige Erotik von „rub it on my belly like Guava-Jelly“ in Bob Marleys „Guava Jelly“, staune über den grandiosen Kitsch von „Life On Mars“ (Bowie), um dann bei „Jubilation“ zu beschließen, dass es ein verdammt guter Tag werden wird. Noch Fragen? Ja? Ach lasst mich doch in Ruhe!