Buffalo Tom: das Trio als Bigband
LONDON. „Buffalo Bill? Nein Sir. der wohnt hier nicht.“ Im vornehmen Londoner Embassy Hotel waren die Herren Janovitz. Maginnis und Colbourn nicht weiter aufgefallen. Dabei sollte ihnen nur wenige Stunden später ein Publikum zu Füßen liegen, das nicht mal englischen Nieselregen gescheut hatte, um seine Helden hautnah zu erleben — unter ihrem richtigen Namen freilich.
Buffalo Tom. der in Kultkreisen angesagte Dreier aus Boston, brennt im restlos ausverkauften „Borderline“ ein knapp zweistündiges Feuerwerk aus glühenden Gitarren und glänzenden Melodien ab. Sänger und Gitarrist Bill Janovitz absolviert dabei ein fernsehreifes Fitness-Programm: Zwischen Marshall und Mikro vollführt er gymnastische Übungen, die Turnvater Jahn Respekt abgenötigt hätten. Um so frappierender, daß sein Gitarrenspiel dabei weder kreative Kraft noch technische Sauberkeit einbüßt.
Im Gegenteil: Die Sauna-Temperaturen im Club an der Charing Cross Road lassen den ehemaligen College Boy aus Boston zu Bestform auflaufen. Schließt man die Augen, so glaubt man, statt einer gleich drei Gitarren zu hören. Zusammengehalten wird Janovitz‘ magische Mischung aus Popmelodien und entfesselten Saiten von Drummer Maginnis und Bassist Colbourn — wobei letzterer neben dem Rhythmus auch noch die Melodie unterstützt — das Rocktrio als Bigband.
Einen Großteil ihres Repertoires bestreiten Buffalo Tom mit Songs aus dem neuen Album „Big Red Letter Day“. Material, das das britische Publikum zu diesem Zeitpunkt noch nicht kennen kann, da die CD erst wenig später veröffentlicht wird. An seiner Euphorie freilich ändert das nichts. Erst nach der dritten Zugabe lassen die Londoner Buffalo Tom von der Bühne. Ähnliches dürfte den Amerikanern ab dem 24. November auch in Deutschland widerfahren.