Brennzeichen D


„Kein Saitenprotz“, titelte die Frankfurter Rundschau 1992 anläßlich des Solodebüts von Axel Manrico Heilhecker, Was sich bei ,Strange Sex‘ schon andeutete, klingt jetzt noch deutlicher mit. Der Mann, der Wolf Maahn jahrelang mit seiner Gitarre antrieb, gab seiner letztjährigen Begfeitband einen Namen und einen neuen Stil: Culture Cross war geboren. „Für die anderen Mitglieder“, sagt der scheue Schlaks, der selbst im Hochsommer Schals und Hüte trägt, „war es einfach besser unter einem neuen Namen zu agieren. Die Strange Sex-Tour lief sehr gut, die Identifikation der Einzelnen mit der M usik war sehr groß, es lag daher nahe.“ Daß es dabei nicht nur um Etikette sondern auch um musikalische Entwicklung geht, ist inzwischen klar. „Schon mein Solodebüt war alles andere als eine Gitarrenplatte für die Musikerpolizei vor der Bühne. Mit Culture Cross haben wir das konsequent fortgeführt. Wir sind alle offen für Experimente, und lassen uns Freiräume.“

Das Ergebnis des Kraftspiels läßt sich hören: Culture Cross (zwei Damen, vier Herren) haben wirklich das Zeug, ganz vorne mitzumischen. Klanglich ausgereift, gegen den Strich instrumentiert, und vor allem mit Grooves, die man Deutschen gar nicht zutraut, (th) ¿ Licht aus, Spot an! „Die Rockgeschichte geht doch gerade wieder von vorne los, * hieß die trübe Erkenntnis, die das Wahl-Hamburger Duo Milch dazu brachte, zumindest im Studio die Gitarre niederzulegen. Die neue Klangrichtung: deutsche Disco. „Denn Menschen gehen heute doch lieber auf Parties, als auf Konzerte,“

so Ralf Zimmermann, Schlagzeuger und kreative Hälfte des Zweierverbunds. Nur: „Eine richtige Disco-Platte kann man nur mit Computern machen.“

Zusammen mit Freund und Bandpartner Armin von Milch wurde erstmal in die nötigen Gerätschaften investiert, um dann die Tücken moderner Technologie kennenzulernen: „immer wenn wir gerade einen Song fertig hatten, ist uns der ganze Mist wieder abgestürzt.“ Doch schließlich hatten sie das System im Griff und ihre dritte CD „500* zur Vollendung gebracht. Das Ergebnis: tatsächlich deutsche Disco-Musik — poppige House-Rhythmen mit unterkühlt monoton vorgetragenen, intelligenten deutschen Texten. Ob sich dafür eine Marktlücke auftut? „Mol sehen, wir würden auch gerne instrumentale House-Musik machen, aber diese ganze Techno-Szene ist uns doch zu anonym. Da erscheint dann in keiner Zeitung mehr ein Bild von dir — und wir sehen uns schließlich als Popstars.“