Boom Tschak
Die Electro-Kolumne von Albert Koch
Bowman Pitass, South London natürlich
Was? Sie kennen nicht den „Bamma Bamma Blumm Remix“ von „Chaka Puka“?
Wie Sie sicherlich bemerkt haben, zieht sich das Thema Remix durch diese Ausgabe, es macht auch vor den Gelben Seiten nicht halt, nicht vor dieser Kolumne, und etwas weiter hinten opfern wir noch eine ganze Seite auf dem Altar der musikalischen Neubearbeitung.
Es gibt zwei grundverschiedene Extremmeinungen zum Thema, die in ihrer Sturheit aber gleich dämlich anmuten. Typ A behauptet von sich „Ich höre keine Remixe“ und streicht sich dabei die kinnlangen Haare aus dem Gesicht. In rockistischer Aufrichtigkeit schwenkt Typ A heftig mit dem Authentizitätsfähnchen. Ein Song sei nur in der Form original, wie die Original-Band ihn auf dem Original-Tonträger, dem Original-Album natürlich, veröffentlicht hat. Umdeutungen von Gitarre zu Beat werden nicht akzeptiert, selbst dann nicht, wenn die Original-Band dies tut, weil sie ja die Auftraggeberin des Remixes ist.
Typ B behauptet nicht „Ich höre ausschließlich Remixe“, aber er vermittelt diesen Eindruck. Man trifft Typ B bei Konzerten und im Club. Er legt selber „ein bisschen auf“ und zählt sogenannte Opinion Leader zu seinem Bekanntenkreis. Typ B zeigt gerne ungefragt den Ausweis seiner Musikkompetenz vor. „Kennst du schon den, Bamma Bamma Blumm Remix‘ von, Chaka Puka‘? Den hat DJ Wamie Joon gemacht. Der kommt aus der Kryptic-Raiders-Posse um Bowman Pitass. South London natürlich“, fragt Typ B. Rhetorisch. Und selbst die Antwort, „Nein, ich kenne den, Bamma Bamma Blumm Remix‘ von, Chaka Puka‘ nicht, ich möchte ihn auch gar nicht kennen, und jetzt lass mich bitte in Ruhe mein Bier trinken“, hält Typ B nicht ab vor weiteren bohrenden Fragen.
Typ C vertritt auch eine Extremmeinung. Er ist Anhänger von Sturgeons Gesetz. Das besagt „Neunzig Prozent von allem ist Mist“ und schließt in seinem Absolutismus auch Remixe ein. Typ C hat ein paar Tausend Remixe auf seiner 2-Terabyte-Harddisk gespeichert, aber er erinnert sich mit Grausen an diverse Remixalben aus den Neunzigern und Nullern, die auf Grundlage der Musik von namhaften Downbeatmusikern aus einem südlichen Nachbarland entstanden. Da wurden ganze Alben als Ausgangsmaterial zur Verfügung gestellt, und weil die Remixer freie Auswahl hatten, kaprizierten sich sechs von zehn auf diesen einen bestimmten Track mit der markanten Piano-Hookline, die in den Remixen dann bis zum Exzess wiederholt wurde.