Blue Chip Orchestra, Hamburg, Musikhalle
Großes war angekündigt, genauer gesagt: „Das digitale philharmonische Klangerlebnis der Superlative“, wie die Eintrittskarten ganz unbescheiden präzisierten.
Was hat man sich nun darunter vorzustellen? Na, zunächst mal einen ganzen Haufen neuartigen Instrumentariums, das in einem „normalen“ Pop-Konzert kaum zum Einsatz kommen dürfte. Schon mal was von einem „Mirror Percussion Center“ gehört? Oder eine Vorstellung im Kopf, wie eine „Ultraschall-Harfe“ aussehen könnte?
Doch so abenteuerlich teilweise das Werkzeug—die damit eezeuste Musik konnte da nur allzu selten mithalten. Vieles waberte wie ein mittelprächtiger New Age-Aufguß mehr schlecht als recht vor sich hin. holte mit großer Geste bedeutungsvoll aus und blieb dann doch auf halber Strecke liegen.
Überhaupt produzierte die gewählte Vortragsart Momente unfreiwilliger Komik: Es muß einfach lächerlich wirken, wenn da plötzlich ein Musiker aus den hinteren Reihen hervortritt, nur um mit einer Art Tennisschläger der eingangs erwähnten Harfe den Schluß-(Akkord)-Garaus zu machen. Hubert Bognermayr und Harald Zuschrader, die kreativen Köpfe des Spektakels, thronten derweil links und rechts souverän hinter ihren Computer-Keyboards. Die ennnerungswürdigsten Momente ergaben sich dann, wenn die beiden sich zurück- bzw. ganz raushielten und der übrigen Besetzung freien Lauf ließen. So konnte das ansonsten eher bemüht integrierte Streichquintett solo mit einem Anton B ruckner-Zitat aus dem „Adagio“ überzeugen. Und den Glanzpunkt des Abends setzte Solo-Violinist Josef Sabaini, der sich über Strawinskys „Geschichte vom Soldaten“ packende Frage- und Antwort-Spielchen mit der behende agierenden Percussionsabteilung liefern durfte — obwohl man das sicherlich auch ohne „Mirror“ hinbekommen hätte… Die spärlich besetzte Musikhalle war’s ob dieser Uraufführung dennoch zufrieden: ordentlicher Beifall, artige Verbeugung, zur Zugabe ließ sich das Ensemble nicht lange bitten.