Bill Wyman, Hamburg, Fabrik
DAS LINE-UP VON BILL WYMANS „RHYTHM KINGS“ liest sich wie ein Who Is Who der Rockmusik: Peter Frampton, Georgie Farne, Procol Harum-Kopf Gary Brooker und Saitenwirbler Albert Lee sollen den ehemaligen Stones-Bassisten Wyman heute abend unterstützen. Der Jurassic Park der Rockmusik? Auch die Setlist deutet darauf hin: „Tobacco Road“, der Südstaaten-Klassiker „Stagger Lee“, CCRs „Green River“ und Rock’n’Roll A la „Good Golly, Miss Molly“. Zwei sorgfältig zwischen den Monitorboxen versteckte Teleprompter mit durchlaufenden Songtexten lassen überdies befürchten, daß die Altherren-Mannschaft nicht mehr ganz bibelfest ist. Gemächlich schlurft Bill Wyman mit seinem Bass über die Bühne, zupft zumeist im Hintergrund mit einem leisen Lächeln auf den Lippen seine Saiten, während bei Georgie Farne die Führung in guten Händen liegt. Denn auf einmal setzt sich eine Rhythm’n’Blues-Maschinerie in Gang, welche die Fabrik so noch nicht erlebt hat. Frampton und Lee liefern sich ein Guitar-Battle nach der anderen, Bläser bratzen los, Gary Brooker haut wuchtig in die Tasten seines E-Pianos, der Background-Chor kittet knarzende Grooves mit Soul und Gospel, Georgie Farnes nasale Stimme reibt sich an Gary Brookers schwer mutig-sonorem Gesang. Kein Wunder also: Der überfüllte Saal gleicht einem Londoner Club der seligen Sixties. Die Menge tanzt und trinkt und tobt und spornt die Band zu immer neuen Höchstleistungen an. Längst ist die Setlist vergessen. Aus dem geplanten, anderthalbstündigen Auftritt wird eine Zweieinhalb-Stunden-Show. Und am Ende muß man Wyman & Co. regelrecht von der Bühne zerren. Ziemlich gelungener Abend: