Ausrufezeichen und Understatement: der dritte Tag beim Sziget-Festival 2013
Sziget-Festival 2013: unser Nachbericht mit !!!, Seeed und Blur. Und diesmal kein Wort zum Wetter.
Eigentlich darf man den Bandnamen von !!! (sprich Chk Chk Chk) als Aufforderung zum Tanzen verstehen. Doch will die Feier bei der New Yorker Band, die am Nachmittag auf der großen Bühne spielt, nicht so recht in Gang kommen. So performt Sänger Nic Offer in Shirt und Boxershorts (Motiv: das SOME-GIRLS-Album der Rolling Stones) zwar humorvoll und bewegt sein Becken, als könne er sämtliche Personen wie Objekte auf dem Festival sofort bespringen. Aber was den Songs von !!! oft fehlt, ist die Dramaturgie: Der Bass läuft bequem durch, der Disco-Ära wird ein Indie-Update verpasst, aber zum Zucken bringt die Musik die erhitzten Körper nicht. Die artverwandten The Rapture, die das gut beherrschen, pausieren momentan leider.
Seeed, die im Anschluss die Bühne betreten, sind gewohnt geschmeidig, stilvoll, aber auch schnell enervierend. Der international besetzte Dancehall-Reggae-Hybrid gehört mit Klassikern wie „Music Monks“, der Peter-Fox-Nummer „Alles neu“ oder Remixen von M.I.A.s „Paper Planes“ freilich auf so ein buntes Festival; das Spiel mit dem Publikum beherrschen sie auch im Schlaf. Aber in Gedanken ist man eigentlich schon beim nächsten Act.
Die Erwartungshaltung und der Andrang bei Blur, dem Abschluss des Abends, ist immens. Dafür gibt es mehrere Gründe: THINK TANK, das letzte Album der Briten, ist schon zehn Jahre her. Die Band spielte außerdem noch nie zuvor auf dem Sziget. Und dann gab es, nach den beiden neuen Songs „Under The Westway“ und „The Puritan“ von 2012, immer wieder die Frage: Wie steht es um ein neues Album? Zuletzt ließ Bassist Alex James verlauten, dass die Band bereits neues Material aufgenommen habe. Nun gab es beim Sziget-Auftritt weder ein Wort von Damon Albarn dazu noch weitere neue Stücke zu hören, großartig war es dennoch.
Nach der Eröffnung mit „Girls & Boys“ widmen Blur sich zunächst weniger großen Nummern wie „Beetlebum“ und „Caramel“, bevor sich die Briten zur Mitte des Sets mit „Coffee & TV“ und „Parklife“ zu Höhepunkten aufspielen. Im Publikum werden währenddessen immer mehr Flaggen gehisst – man fühlt sich fast wie auf dem Glastonbury. Damons Ansage zum internationalen Charakter des Festivals: „This is a good thing.“ Dezent unterstützt ein Chor und Bläsersatz Albarns Understatement. Die vier Zugaben schließen mit dem obligatorischen „Song 2“, dessen Wirkung die Insel in Schräglage zu bringen scheint.