Atempause vorbei


Einst Lieferten sie den Spaß-Slogan der80er Jahre. Jetzt kehrt die NDW-Legende Fehlfarben zurück.

Nein, die Jüngsten sind sie nicht mehr. Aber schließlich ist auch die Welt, in der sie leben und von der sie singen, inzwischen ziemlich alt, und beide haben sich verändert. Damals, 1980, gaben die Fehlfarben mit ihrem Debütalbum dem „anders Anderssein“ einenSound und eine Stimme. Voll gepackt mit doppelbödigen Slogans („Keine Atempause, Geschichte wird gemacht“), ironischen Forderungen und glasklar-poetischer Gegenwartsbeschreibung, wurde „Monarchie &. Alltag“ zum Klassiker – und zum Anfang vom Ende: Als die Platte erschien, gab es die Band nicht mehr. Sänger Peter Hein widmete sich wieder seinem Job bei Xerox (den er nie aufgegeben hatte) und belebte nebenbei mit Family 5 den Untergrund; die anderen wurstelten zwei Alben lang weiter und verstreuten sich dann in andere Projekte. Jetzt sind die Fehlfarben wieder da, in Fast-Originalbesetzung: Hein, Uwe Jahnke, Frank Fenstermacher, Thomas Schwebel, Micha Kemner; hinzu kamen der als Pyrolator bekannte Elektronik-Spezialist Kurt Dahlke und die neue Schlagzeugerin Saskia von Klitzing. Auf „Knietief im Dispo“ gibt der letzte Song die Richtung vor. „Sieh nie nach vorn“ ist die definitive Antwort auf den Zufalls-Evergreen „Ein Jahr (Es geht voran)“ und zeigt, worum es geht: weder um modernen Fortschrittsfanatismus noch um die grassierende Düssel-Punk-Nostalgie, sondern um das Hier und Jetzt. Kaum eine deutsche Platte der letzten Jahre klang so gegenwärtig, so wagemutig und lebendig, abgesehen vielleicht von Teilepigonen wie Blumfeld. „Für mich ist das alles Neuland , sagt Dahlke, der zum ersten Mal seit langer Zeit mit „richtigen“ Instrumenten arbeitete. Gibt es für so was einen Markt? Die Band sieht das pragmatisch: Das Album ist gut, es wird sich durchsetzen.Zur Erinnerung: Es gab 1991 schon mal ein Fehlfarben-Comeback, das jedoch unter Fehlversuch abgelegt wurde. Kurt Dahlke: „Die Stücke waren gut, aber was auf der Platte landete, ist grausam.“ Auf ein Neues also. Und eine Konstante hat sich über 22 Jahre nicht verändert: Peter Hein arbeitet immer noch bei Xerox.www.fehlfarben.com