Als Unterabteilung von WEA ist Downbeat Records eine Kreativzelle, die Trends prophezeit und die dazugehörigen Grooves veröffentlicht.
„Norbert, wir müssen mal reden , sagte WEA-Mastermind Bernd Dopp eines Tages zum Plattenhändler seines Vertrauens. Norbert Rudnitzky war 1993 Inhaber des „Downbeat“-Record Stores in Berlin Schöneberg. Dopp, selbst in der Führungsetage einer der fünf größten Plattenfirmen der Welt, war regelmäßiger Kunde des kleinen, auf Reggae, Dub, Drum’n’Bass und HipHop spezialisierten Ladens. „Seit ich ‚Downbeat‘ 1985 übernommen habe, war ich oft in England, um seltene Platten einzukaufen“, so Rudnitzky, der seit früher Cymnasialzeit Tonträger sammelte. Spätestens als Shop-Inhaber entwickelte sich der Berliner zu einem Experten, wie es in Deutschland auf seinem Gebiet wenige gibt. In diversen Radioshows bei MDR-Sputnik und Radio Fritz präsentierte Rudnitzky am Abend „nicht Musik für Spezialisten, sondern spezielle Musik für ein großes Publikum“ und erregte damit endgültig die Aufmerksamkeit der WEA-Ceschäftsleitung. „Dopp wollte mich als eine Art ‚Talent-Scout‘ ins Boot holen. Als jemanden, der Trends frühzeitig erkennt“, so Rudnitzky. Ausschlaggebend für die Zusammenarbeit war nach ersten Verhandlungen der „gute Draht“ (Rudnitzky), den die beiden schnell zueinander entwickelten, und die Möglichkeit für den Berliner Croove-Experten, als Chef eines eigenen WEA-Sublabels „Downbeat“ zu agieren. „Das war von Anfang an als überschaubares Unternehmen geplant“, so Rudnitzky, der im Laufe der Jahre selten mehr als drei Künstler gleichzeitig unter Vertrag hatte. „WEA hat mir nie Druck gemacht, sofort Hits produzieren zu müssen.“ In entspannter Atmosphäre eignete sich der frisch gebackene Label-Chef in seinem Büro in der Hamburger Major-Label-Zentrale das nötige Business-Knowhow an („1994 wusste ich von der Plattenbranche null“) und landete mit einem seiner ersten Projekte einen Glückstreffer. „Von der ‚Downbeat In The Jungle‘-Compilation haben wir fast 20.000 Stück verkauft“, erinnert er sich. Ein Erfolgserlebnis, das sich jedoch trotz aller Fachkompetenz nicht beliebig und vor allem nicht sofort wiederholen ließ – es folgte eine längere Durststrecke.“Dopp hat mir Zeit gelassen. WEA hatte Vertrauen, dass die coolen Themen kommen werden. In dieser Zeit hat sich alles sehr gut eingegroovt.“ Und tatsächlich gelang es Rudnitzky zunehmend besser, Künstler für sein Label zu interessieren, die anspruchsvollen Sound produzierten und gleichzeitig kommerziell erfolgreich waren. Rockers HiFi und Earl 16 ebneten den Weg für den großen Durchbruch, der für Downbeat mit der Veröffentlichung nationaler Topacts wie Seeed, Tefla & Jaleel, dem Anti-Rassismus-Projekt Brothers Keepers und der „Tabula Rasa“-Kooperation von Mellowbag und Freundeskreis kam. Die interne Kommunikation zwischen WEA und Downbeat funktioniert heute reibungslos, Mitarbeiter gehen in Rudnitzkys Büro ein und aus um seine Karotten zu schnorren, CDs vorbeizubringen oder A&R-Maßnahmen zu diskutieren. So war es zum Beispiel WEA-Kollege Stefan Mattner, der erkannte, dass Seeed und Brothers Keepers statt beim Mutterkonzern bei Downbeat am besten aufgehoben waren. Was bringt die Zukunft? Da Rudnitzky das Musikgeschehen im Augenblick als relativ statisch beurteilt, konzentriert er sich zunächst auf die Perfektionierung seiner bestehenden Projekte: Kontakte zum Leipziger Dancehall-Label Cermaican werden intensiviert, außerdem überwacht er die Produktion einer Brothers Keepers LP und einer Sisters Keepers Single. Am 6. November wird ein Downbeat-Sampler mit teilweise unveröffentlichten Tracks in die Läden kommen.
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