Album-Artworks unter der Lupe. Diesmal: Friend And Foe von Menomena


Der Schöpfer des aufwändigen Artworks ist Craig Thompson, Kult-Comiczeichner und außerdem ein alter Surferfreund von Menomena-Bassist/Saxofonist Justin Harris. Thompson machte sich vor altem mit seinen Comic-Romanen „Goodbye, Chunky Rice“ (1999), „Blankets“ (2003) und „Carnet de voyage“ (2004)einen Namen. „Blankets“, sein bisher größter Erfolg, bescherte ihm gleich mehrere wichtige Auszeichnungen der amerikanischen und europäischen Comicszene. Der Comic-Roman ist autobiografisch und handelt von Thompsons streng christlichem Aufwachsen in Wisconsin und seinem Außenseiterdasein, von seiner Begeisterung für die Malerei und seiner ersten großen Liebe. Das Artwork von Friend And Foee ist eine unendliche Bildergeschichte, ein dreidimensionales Kunstwerk voller Details, die man erst auf den dritten, vierten Blick entdeckt. Brent Knopf, Sänger und Multiinstrumentalist der Band, ist begeistert von Thompsons Arbeit: „Erst haben wir uns alle zusammengesetzt und Ideen gesammelt. Craig hat dann während der Arbeit seiner Fantasie freien Lauf gelassen. Was am Ende herauskam, hatten wir uns so nie träumen lassen.“

Das Booklet besteht aus nur vier Seiten, von denen jede für sich als Cover funktioniert. Jede Seite hat eine andere Farbe – Grau, Grün, Rot und Gelb- und erzählt eine Geschichte. Das ~ eigentliche Frontcover, das graue, zeigt ein weißes Männchen mit Heiligenschein. Es hebt die linke Hand zum Schwur bzw. Friedensgruß und symbolisiert Frieden und Freundschaft, es erstrahlt förmlich in seiner Umgebung, die von Feinden und Monstern, von Zerstörung und Irrsinn dominiert ist wie auf einem der apokalyptischen Proto-Wimmelbilder von Hieronymus Bosch. Wenn man sich an dieser Oberfläche sattgesehen hat, gibt es noch drei weitere zu erforschen. Das grüne Cover, das für Freundschaft, Liebe und Hoffnung steht. Das rote, das von Hass, Schmerz und Zerstörung erzählt, und das gelbe, das sich der Musik und den Menschen widmet, die außer der Band an der Entstehung von Friend And Foe beteiligt waren.

Der Clou des Covers – möglicherweise inspiriert von der Drehscheibe im LP-Cover von Led Zeppelins III – sind die eingestanzten Löcher, die dem Artwork Dreidimensionalität verleihen und die Craig Thompsons höllisch-humoristische Parallelwelten ineinanderfließen lassen (die roten, grünen und gelben Flächen im grauen Cover sind Teile der darunter liegenden Bookletseiten, die ihrerseits weitere Stanzlöcher vorweisen).

Zusatz-Gag: Durch die Löcher in der Sprechblase oben und in dem Ball auf der Hand der weißen Zentrumsfigur sieht man ins Innere der Hülle. Dreht man die – entsprechend tricky bedruckte – inliegende CD, erscheinen in der Sprechblase die Songtitel und im Ball die dazugehörigen Tracknummern.

Immer wieder finden sich in dem Gewimmel aus Figuren und Zeichen Verweise auf Songtexte. Mal sind es nur einzelne Wörter aus den Liedtexten wie „Chosts“, „Think“,“Analogy“, „Advice“ oder „Cover“, ein anderes Mal werden ganze Textzeilen bildlich dargestellt. „Cover your ears, cover your eyes, cover your mouth, silence, blindness tasteless violence“, heißt es zum Beispiel im Refrain des Songs „Air Aid“ Die drei Figuren halblinks stellen diese Textzeile dar und imitieren die berühmten buddhistisch/japanischen drei Affen und ihr nichts (Böses) sehen, nichts (Böses) hören, nichts (Böses) sagen“.

Es wimmelt von „Visual jokes“. Schaut man sich etwa den Kopf der Figur an. die von den Wörtern „Hear“, „Yourself“, „Speak“ und „The Words That You“ und der Denkblase umgeben ist, erkennt man die Textzeile aus dem Song „Weird“: „I know you love to hear yourself speak. The words that you think.“ Und so kann das ewig weitergehen. Für das Zusammenspiel dieses Artworks mit der Musik, die es verpackt, wurde das Wort „kongenial“ erfunden.