Seit sechs Jahren sitzen The Cooper Temple Clause zwischen den Stühlen. Kein Grund zur Eifersucht auf erfolgreichere Bands, wie sie finden.
Neben der leider nur 18 Zoll kleinen Stonehenge-Nachbildung, die während des Konzerts beinahe von giftgrün gekleideten Tanzzwergen zertreten wird, eine der lustigsten Szenen in „This Is Spinal Tap“: das tragikomische Meet & Greet der Spandexhosen-Band mit ihrer Plattenfirma „Polymer Records“. Zu Häppchen und Champagner gibt es peinliches Händeschütteln, beschämenden Smalltalk und die Ansage, man werde das neue Top-Album nicht mit dem gewünschten Cover rausbringen: zu sexistisch.
Musiker und ihre Labels: Müsste es nicht viel mehr Lieder zu diesem Thema geben? „Damage“, das Cooper Temple Clause vor langer Zeit ins Internet stellten, um die drei Jahre zwischen dem introspektiven kick up the fire, and let THE FLAMES BREAK LOOSE (2OO3) und MAKE THIS YOUR own etwas zu verkürzen, zeigt, wie wenig Dan Fisher mit Meetings, Bussi-Bussi-Showcases und Aftershowparty-Desastern anfangen kann: „Ich bin wirklich kein guter Socializer“, stöhnt er. „Ich kann weder mit größeren Menschenmengen umgehen, noch damit, zu jedem, den ich treffe, nett sein zu müssen und Hände zu schütteln. Das heißt nicht, dass alle, die ich bisher im Business getroffen habe, schlecht sind. Aber als wir die Demosfür make this your own unserer alten Firma RCA vorlegten, gab es dort plötzlich kein A’&R-Department mehr. Stattdessen hatten wir es mit einem älteren Herrnzu tun, der nicht verstand, dass die Demoversionen sich noch verändern und irgendwann zu neuen Songs werden. Als die Stücke fertig waren, mochte das Label sie auf einmal, wollte aber unser ,Styling‘ verändert!. Das wardann wirklich zu viel. RCA ließ uns gehen, und wir unterschrieben bei Sanctuaru.“
Sechs Jahre zwischen den Stühlen: Bereits seit der ersten Platte gelten The Cooper Temple Clause aus Reading eher als obskures Leftfield-Phänomen, das zu viele Einflüsse bündelt, um kommerziell zu reüssieren. Kein Grund zum Wimmern, aber wahr: Während ihrer Absenz zogen Bands wie Arctic Monkeys, Maximo Park und Kaiser Chiefs (Dan: „Reallu bad Bhir!“) mit nur einem Album an den Coopers vorbei. Wird man da nicht eifersüchtig? „Wer unsere Platten kennt, weiß, dass wir mit diesen Gruppen überhaupt nichts gemeinsam haben „, sagt Ben Gautrey, wie Fisher Sänger, Gitarrist, Bassist und zusätzlich noch Keyboarder. „Ich mag die Arctic Monkeys, aber unser Interesse, unsere Einflüsse gehen viel weiter: Zum Beispiel war es sehr erleichternd, zu sehen, dass Radiohead und Arcade Fire mit komplexer, intelligenter, dennoch emotionaler Musik solchen Erfolg haben konnten.“
Den darfauch Didz Hammond genießen, Ex-Cooper-Bassist und oft verantwortlich für das vergnügliche Chaos bei Gigs. Hammond wechselte zu Carl Barats Dirty Pretty Things, was ihm mehr Mädchen, mehr Geld und weniger Raum für musikalische Experimente einbringen dürfte. Die anderen fünf haben den alten Freund weder ersetzt noch verflucht. Ben: „Es ist ja so: Didz wohnt mit seiner Familie in London, der Rest von uns lebt drei Stunden von London weg. Ich glaube, er hat sich ein bisschen übergangen gefühlt. Wenn man als Bandan einem Song arbeitet und der Bassist ist nicht da das ist nicht optimal. Wir sind auf keinen Fallsauer, solche Dinge passieren, und in diesem Fall hatte es sogar einen positiven Einfluss auf uns: Da die Last jetzt auf fünfstatt sechs Mitglieder verteilt ist, konzentriert sich jeder stärker auf seinen Part.“
Was sonst noch so bei den Aufnahmen passierte: Chris Hughes (Ex-Adam at The Ants), der einige Tracks produzierte, ermutigte die Band, Instrumente zu tauschen und mehrstimmig zu singen: Tom (fast schon zarter Schmelz), Ben (räudige Rock-Stimme) und Dan (feminin) kämpfen sich nun gemeinsam durch die Weezer-Hommage „What Have You Gone And Done?“ und den Trennungs-Song „Head“, der Krautrock und Depeche Mode vereint. Die einzige kapitale Enttäuschung: „Once More With Feeling“ verweist ausdrücklich nicht auf die gleichnamige, göttliche Musical-Folge von „Buffy The Vampire Slayer“. www.coopertempleclause.co.uk
