The Singles


Bonnie „Prince“ Billy kann auch den Blues. Das hat er mit „Cold & Wet“ IDomino/RoughTrade] vom Album THE letting go gezeigt. Den Song gibt s jetzt als Single mit zwei mehr oder weniger bemerkenswerten B-Seiten. „The Way“ – der erste Song vom Bonnie-Meisterwerk MASTER & EVERYONE – in einer seltsamen, ironisch-distanzierten Live-Version. Und, ähem, Kenny Rogers‘ „Buried Treasures“ (immerhin komponiert von Barry, Robin & Maurice Gibb] als rumpelpumpelnder Country-Blues, circa Neil Young 1977. Muss ich mir noch mal anhören.

Als Zugeständnis an das digitale Zeitalter (hey, die Zukunft hat begonnen!] oder vielleicht auch als Zugeständnis an die Kostendämpfungsbemühungen der Plattenfirmen gibt es „Antenna“ [Wonder/Labelsl, die neue EP des Münchener Singer/Songwriter-Electronica-Wunderkindes Enik, nur als Download. Wer sich die EP dann downgeloadet hat. wird aber feststellen, dass das wieder einmal ein schwer zu kategorisierender Mix aus dekonstruierten Songs und dem Hinweis darauf ist. wo elektronische Musik hingehen könnte, wenn sie nur wollen würde.

Das Debütalbum von Home Of The Lame IFelix Gebhard und Mats Bengtsson) hat den Rezensenten damals nicht so sehr-wie man streng musikwissenschaftlich anmerken würde -„.gekickt“. Die EP „Habitat“ IGrand Hotel Van Cleef/Indigol umso mehr. Das ist wunderbarer Singer/Songwriter-Folk mit dezenten elektronischen Zutaten und einer kleinen Giant-Sand-Erwähnung.

Giant-Sand-Erwähnungen in Liedern sind schon mal sehr toll. Aber noch toller sind Scarlett-Johansson-Erwähnungen.“.Scarlett Johansson Why Don’t You Love Me“ (CitySlang/RoughTrade) heißt die EP von The Jai AlaiSavant, die in ihrem Titel eine Frage stellt, die uns alle bewegt. Die fünf Songs hier stammen vom jetzt schon legendären ersten Demo der Band aus Chicago, die jetzt schon darauf aus ist, das Jahr 2007 hype-technisch für sich zu reklamieren. Wir hören ziemlich großartigen Post-Washington-Hardcore-Punk (circa At The Drive-In], der mit einer gar nicht so kleinen Portion Dub-Effekt angereichert ist. Und wenn wir jetzt noch verraten, dass diese Musik in den USA auf dem Label von Cedric Bixler erscheint, dann können alle The-Mars-Volta-Hasser gleich auf Durchzug schalten.

Sagen wir zunächst, was The Michelles nicht sind. The Michelles sind keine Band, in der drei Mädchen in Blumenkleidern Sonnenschein igen Sixties-Pop kokett zum Vortrag bringen, auch wenn The Michelles schon im Vorprogramm von Bands, die sowas machen, gesehen wurden. The Michelles sind eine vierköpfige Jungens-Band [ein Amerikaner, ein Schwede, ein Engländer, ein Waliser], die auf ihrer Single“.Springtime“ ICheesedream/Hausmusik/lndigo] sonnenscheinigen Sixties-Pop kokett zum Vortrag bringen. Ganz nett.

Puh. Glück gehabt. Ziehe eine Single raus. Auf dem Cover steht sowohl The Mighty Roars als auch“.Whale!“ lOne Little Indian/Rough Trade] geschrieben. Denke, dass sich die schlechte ooer-Jahre-Band Whale reformiert hat. Habe mich getäuscht. The Mighty Roars sind eine britisch-kontinentaleuropäische Band, die vor zwei Jahren in Berlin gegründet wurde. Neo-Wave-Pop mit leichtem Glam-Faktorund punkrockigen Untertönen. Und das alles mit einer Wendy-Jameshaften Sängerin. Watch out. The Sailer!

Vor einem Monat erwähnten wir erstmals an dieser Stelle den U2-Big-Country-klingel-dingel-Gitarrenschichten-lndie-Pop von Mumm-Ra aus Bexhill On The Sea. Geändert hat sich im Vergleich zur damaligen EP mit der Single LfJutOf TheQuestion“ (Red Ink/Rough Trade] nicht viel. Nur der Wave-Popbands-playing-schnuckelige-Folkballaden-Faktor ist nicht mehr da.

Komisch. Das nennt man dann wohl das Home-Of-The-Lame-Phänomen. Die erste öffentliche Äußerung von Planningtorock laka Janine Rostron) wur-L J de vor längerer Zeit an dieser Stelle vom Rezensenten mit einer lockeren Bewegung aus dem Handgelenk vom Schreibtisch gewischt. Während die EP „Have It All Stringed Up“ (Chicks On Speed Records/Hausmusik/Indigo] durchaus das Wohlwollen des Rezensenten erregt. Schnuckelige, Cello-dominierte Pop-not-Pop-Musik, No-Wave-informiert, R’n’B-infiziert. Wie Joanna Newsom mit unnerviger Stimme. Entschuldigung.

Shit happens. Die Single“.Peace & Quiet“ (Red Ink/Rough Trade] von The Rifles steckt in der Schublade eines CD-Players, der sich an einem anderen Ort befindet als der Computer, an dem jetzt gerade diese Kritik entsteht. Aus dem Gedächtnis: „Peace & Quiet“ ist ja einer von vielen Hits des Rifles-Debüts NO LOVE lost. Dazu gibt es die schöne, akustische Piano-Version des Songs plus das eher unzwingende „Acoustic Demo“ des Albumtracks „She’s The Only One“.

Disco Punk darf man nicht mehr Disco Punk nennen, weil das igitt ist. Das mögen die Leute dann nicht mehr. Wenn man Disco Punk aber anders nennt, I zum Beispiel „Dance Punk“, dann sieht die Sache schon ganz anders aus. Dann darf man das auch wieder mögen. Bei „Reactor Party“ IFierce Panda/ Cargo] von Shitdisco aus Glasgow handelt es sich um semi-trashigen Indie-Dance-Punk der gemäßigten Sigue-Sigue-Sputnik-Kategorie. Zur Vermeidung weiterer Home-Of-The-Lame-Phänomene verweigern wir zunächst eine musikästhelisch einordnende Aussage und stellen die Band erst einmal unter Beobachtung.

Englischer als manche englische Bands klingen Voxtrot aus Austin, Texas, auf ihrer EP „Mothers, Sisters, Daughters And Wives‘ IPlayloudrecordings/ Beggars/Indigo]. Sehr ausgeklügelter Indie-Pop ist da zu hören, mit sehr ausgeklügeltem Hymnen- und Melancholie-Faktor. Inklusive Violine, Cello, Waldhorn und Trompete. Schön, meinen wir.