Die Wahrheit liegt im Lalala


Um verständlicher zu werden, gehen die Hidden Cameras neuerdings "„hinter die Sprache".

Wenn der Mond mal nicht über Soho steht oder über Berlin, dann sucht man ihn am besten bei Joel Gibb dem Sänger, Songwriter und Anführer eines Orchesters von Glockenspielartisten, hemmungslosen Amateurtänzern und Chorknaben: The Hidden Cameras. Momentan aber ist er vor allem verantwortlich für eine Weltneuheit: Joel Gibb hat für einen guten Zweck den Mond gestohlen. Er hat eine ganze Platte um den Mond gebaut, awoo.

„Der Mond steht dafür, sich mit dem Unveränderbaren anzufreunden“, sagt Joel Gibb mit kleiner Stimme. „Der Mond regelt alles, die Luftfeuchtigkeit, die Gezeiten. Wir sollten versuchen, eins mit dem Universum zu werden, statt uns in die eigenen Sphären zurückzuziehen. Mmmh, ich weiß auch nicht. „Joel Gibb gibt sich Mühe, denkt seine Sätze immer wieder um die Ecke, kommt zum Stillstand, verzieht die Mundwinkel… Ist das schwierig! In den vergangenen paar Monaten, die der Kanadier in Berlin verbrachte, hat er einfach mal die Musik losgelassen und alle seine ambitionierten Projekte vergessen. Aus der Distanz entdeckte er eine Formel für das, was er mit seinen Hidden Cameras bereits drei euphorisierende Alben lang macht: „La-la-ta singen, das kommt für mich der Wahrheit nahe“, sagt er. Und awoo klingt besser als La-la-la. „awoo geht hinter die Sprache. AWOO hat keine Bedeutung in einer bestimmten Sprache. Es ist ein Wort, dem du deine eigene Bedeutung verleihen kannst. Jemand sagte, es klinge wie das Fest der heiligen drei Könige, das ist cool. Es ist ein Wort, das die Leute aussprechen können, im Gegensatz zu Mississagua.“

In Mississauga irgendwo im Hinterland der 2,5-Millionenmetropole Toronto in Kanada ist Joel Gibb großgeworden, das war gestern. Morgen, wenn er im Flieger nach Toronto sitzt, wird ersieh Gedanken über die vier Projekte machen, an denen er gerade arbeitet: ein Country-, ein Pop-, ein Synthie/Electro- und ein Psychedelic-Album.

Jetzt ist er wieder abgetaucht, mitten in einer Frage. Joel Gibb stöbert in seinen Gedanken über das Schwulsein. Auf der Interviewaufnahme ist hinterherfast nur noch zu hören, wie er sein Wasserglas über den Tisch schiebt. Es kriegt Rhythmus. Röff-röff-röffröff. Gay rights. Röff-röffröff.

www.thehiddencameras.com