Musikalischer Briefwechsel


Alexis Taylor und Joe Goddard gehen mit Hot Chip völlig neue Wege, was die gemeinsame Arbeit an Songs angeht.

Wie die neuen britischen Superstars sehen Alexis Taylor und Joe Goddard nicht gerade aus: Alexis ist klein und schmächtig und trägt neben einer waschechten Computer-Nerd-Brille ein Batik-T-Shirt, aus dem dünne, sommersprossige Ärmchen herausgucken, während Joe eine Mischung aus Kuscheltierund Sofa sein könnte. Keine aufwändigen Frisuren, kein cooles Image-Getue. Diese beiden Herren sind überaus freundlich und lieben vor allem eines: die Musik. Ohne sich um irgendwelche Coolness-Auflagen zu scheren. Kostprobe gefällig?“.R Kelly hat ein paar sehr großartige Songs gemacht. Er ist ein begnadeter Produzent „, finden sie.. .Er hat auch ein paar Sachen gemacht, die nicht so gut sind. Aber er hat sich getraut, ungewöhnlich zu sein. Das ist sehr bewundernswert. „Das meinen sie völlig ironiefrei. Und sie trauen sich ebenfalls, ungewöhnlich zu sein, was glücklicherweise auch Früchte trägt. Allein der Wirbel, für den ausgerechnet Hot Chip in diesem Jahr unter Kritikern und Fans sorgten, kann einem den Glauben an das so genannte Musikbiz zurückgeben. Denn Taylor und Goddard haben mit THE warning tatsächlich eine der bislang wichtigsten und besten Platten des Jahres gemacht, auch wenn das zwischen all den Gitarren und Looks und Images der vielen anderen Bands von der Insel vielleicht ein wenig untergegangen ist.

THE warning hat Soul, Pop, Beats, sprengt sämtliche Genregrenzen und streicht die ohnehin noch junge Schublade Jndietronic“ noch einmal in ganz neuen Farben an. Das Erfolgsrezept der beiden, die live mit drei weiteren Musikern auftreten, basiert – auch wenn das schwülstig klingt – auf gegenseitigem Vertrauen und Respekt.“.Wir kennen uns seit 15 Jahren“, sagt Alexis. .. Wir haben einige der wichtigsten und für uns einflussreichsten Konzerte zusammen gesehen.““.Wir sind eine Art musikalische Symbiose“, fügt Joe lachend hinzu. Wenn sie an ihren Songs arbeiten, geschieht dies laut Joe ausnahmslos abwechselnd.“.Alexis gibt mir etwas, ich füge etwas hinzu, gebe es ihm zurück. Und dann arbeitet er weiter daran. Manchmal macht der eine etwas, womit der andere nicht gerechnet hätte, was dem Ganzen dann eine lustig-unerwartete Wendung gibt. Abereigentlich haben wir nie Streit. Wir respektieren einander sehr und wissen ziemlich genau, was wir aneinander haben. ‚ Der Dialog zwischen den beiden, der sich auf dem Album und auf der Bühne auch im Gesang niederschlägt, gleicht während der Produktion also eher einem Briefwechsel als einer Diskussion. ..Besonders praktisch ist, dass wir uns so nie in die Haare kriegen“, schmunzelt Alexis.“.Selbst wenn ich zuerst manchmal nicht viel mit Joes neuem Port anfangen kann, habe ich genug Zeit, mir altes in Ruhe anzuhören, bevor ich impulsiv zu motzen anfange.

So hält man eine Freundschaft fit. Und neben unzähligen Remixen lu. a. für Bright Eyes) und Eigenproduktionen treten nun immer mehr Musikeran die beiden Freunde heran, um sie als Produzententeam zu buchen. ..Hoffentlich geht das gut , seufzt Joe. „Dann müssen wir ja mit denen kommunizieren. Kein Grund zur Sorge. Zur Not haben sie ja immer noch sich gegenseitig – um sich in aller Freundschaft anzuschweigen.

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