Karl Blau
Out Her Space
Bella Union/PIAS Coop/Rough Trade (VÖ: 17.11.)
Ein Underachiever glänzt in der Königsdisziplin: Gute-Laune-Gitarrenpop für Leute, die Gute-Laune-Gitarrenpop hassen.
Wenn FDP-Wähler von „Underachievern“ sprechen, von Menschen, die unter ihren Möglichkeiten bleiben, dann meinen sie wohl Leute wie Karl Blau. Fast 20 Jahre mauschelte der US-Amerikaner im Underground vor sich hin, bevor das Label Bella Union ihn vor zwei Jahren mittels Plattenvertrag in die Indie-Major-Liga katapultierte. Und schon sein Country-Coveralbum INTRODUCING KARL BLAU aus dem letzten Jahr ließ die Frage aufkommen: Warum erst jetzt? Eine Antwort könnte das neue Werk OUT HER SPACE liefern: Vielleicht braucht es seine Zeit, die Formel für zurückgelehnten Songwriterpop zu finden, der trotz Eingängigkeit nie im Strandhaus von Jack Johnson ankommt.
Ein feines Bubenstück vom Blauen etwa, das freundlich herumbummelnde Stück „Slow Children“ so dissonant enden zu lassen, dass man sich an einen Auffahrunfall erinnert fühlt. Oder „Where You Goin’ Papa“ mit seinen Showhasen-Bläsern und Chören stolze neun Minuten lang auf Kurs zu halten. Karl Blau kann das einfach, dabei Jazz und Afrobeat zu zitieren und nebenbei die legendär spinnerten Prog-Rock-Griechen Aphrodite’s Child mit einem Cover („Valley Of Sadness“) zu würdigen.