Kurz & Live
JaKönigJa (Zerwirk, München)
Eigentlich ja ein Fall für Mulder & Scully: Wie kann es sein, daß eine Band eine so liebevoll gebastelte, detail- und hitreiche Platte wie EBBA macht und dann taucht die offenbar fast komplett unter dem Radar der Indiepopgemeinde durch, die von Rechts wegen in Massen das Konzert stürmen müßte? Jedenfalls sammelten sich nur etwa 70 – sagen wir mal: gewiefte Pop-Connaisseure vor der mit einem halben Musikladen vollgestellten Bühne, auf der Ebba Durstewitz, Jakobus Siebeis und Kollegen mit Piano, Cello, zwölfsaitigen Gitarren, Glockenspielen und Vintage-Synthies sowie einem ausgewachsenen Marimbaphon genau so liebevoll und detailreich ihren Brian-Wilson/ Free Design/Stereolab-angewehten [aber nicht süßi-süßi-Marina/Apricot-niedlichen!] Pop entfalteten, wie sie das auf Platte tun. Verdammt! Und warum kommt da keiner? Bei der Tour im Herbst, auf die JaKönigJa dann noch Bläser mitnehmen wollen, muß das anders werden. Sonst schalten wir das FBI ein.
Tocotronic (München, Tonhalle)
Gerechtigkeit für Hamburg zwei Wochen später: Wie sich da in der grenzausverkauften Tonhalle die Jugendlichen durcheinanderwarfen, auch obskurere Albumtracks mitsingend, während sich die Spätjugendlichen weiter hinten ihrer einmal mehr aufflammenden Tocoliebe versicherten und darüber freuten, wie konseguent sich diese Band weigert, scheiße zu werden – das konnte die Herzen wärmen. Offenbar auch die der Band selber, die man selten so, tja. knuffig erlebt hat. Zur erstaunlich mitreißenden Auswahl aus den letzten drei „postrockigeren“ Alben (letztlich sind es halt doch lauter Hits] gab es Quintessenzielles von früher wie „Freiburg“(!) und das Dissidenten-Dilemma-Lamento „Ich bin viel zu lange mit euch mitgegangen“, eines der besten Toco-Lieder überhaupt. Ach was, ohne Toco-: eines der besten Lieder überhaupt. Beim besten Konzert des Monats?