Musik für Pappkartons


Zwei Schritte zurück, ein Schritt nach vorn: Patrick Wolf will erwachsen werden.

Patrick Wolf ist ein ernsthafter junger Mann. Sein erstes Album LYCANTHROPY war das beeindruckende Werk eines knapp über 20 Jahre alten Multiinstrumentalisten und überraschte durch den Überschwang, mit dem sich verspielter Folk und jugendlich herausfordende Laptop-Beats kreuzten. Album zwei, WIND IN THE WIRES, kündigt schon per Cover einen entscheidenden Wandel an: Die Rückkehr zu naturschwarzen Haaren ist Teil der Entscheidung, „etwas erwachsener zu werden“. Dazu gehört, als Komponist anerkannt und nicht mehr in Schubladen gepackt zu werden: „Ich habe überhaupt kein Interesse an den Wörtern ‚Laptop‘ und ‚Folk'“, meint Wolf. „Ich bin Komponist, und es ist egal, weiches Werkzeug gerade herumliegt, wenn ich Musik mache. Zu dem Hörer, der sich nicht darum schert, ob die Musik mit einem Pappkarton oder einem Atari-Computer gemacht wurde, zu dessen Herz wird sie sprechen.“ Wolfs gehobenen Ansprüchen können nur große Instrumente wirklich genügen. Deswegen spielt er nun häufiger Klavier: „Ich brauche ein Instrument, das zu mir paßt, mit dem ich kämpfen muß. Die Ukulele ist zu klein für meine lauter gewordene Stimme. Außerdem ist das Klavier DAS Instrument eines Komponisten. Damit kann man ein ganzes Universum erforschen: es gibt ein riesiges Spektrum an Klangfarben, mit denen man malen kann. Wo wir schon bei Farben sind: Sein Debüt erinnerte an ein expressionistisches, farbenfrohes Gemälde, der Nachfolger klingt eher wie die Vertonung eines impressionistischen Landschaftspanoramas. Tatsächlich ist die Natur eine der Inspirationsquellen für Patrick, der sich deshalb für die Aufnahmen zeitweise nach Cornwall verzog, einen Ort, „an den man vor Zivilisation, Medien, den Erwartungen anderer Wehen kann. Einfach den Stecker rausziehen, zum Meer aufbrechen und merken, was wirklich zählt. Die rauhe, grausame Landschaft spüren, etwas finden, was lebendiger ist als die Menschen und Clubs in London.“ In letzteren wird man Wolfs Musik auch kaum antreffen – dann eher schon in einem Pappkarton.

www.patrickwolf.com