Philip Selway
OST: Let Me Go
Bella Union/PIAS/Rough Trade
Erster Soundtrack des Radiohead-Drummers zu einem überaus betrüblichen Film.
Eine Mutter verlässt ihre Familie, lässt ihre vier Jahre alte Tochter zurück, verwischt alle Spuren. Jahre später versucht die Tochter herauszufinden, warum und wohin die Mutter gegangen ist. Sie entdeckt, dass sich die Frau in Auschwitz zur KZ-Aufseherin hat ausbilden lassen. Die Tochter besucht die Mutter, ist von deren Weltsicht schockiert. Erst als die Mutter im Sterben liegt, begegnet die Tochter ihr noch einmal, in der Hoffnung, der nahe Tod möge Gefühle wie Schuld und Reue entstehen lassen. Die Tochter, Helga Schneider, verarbeitete ihre Geschichte in einem autobiografischen Roman, der viele Leser fand und nun verfilmt wurde.
„Lass mich gehen“ heißt die Geschichte, Radiohead-Drummer Philip Selway hat den Soundtrack zum Film geschrieben. Nach zwei wirklich gelungenen Singer-Songwriter-Alben wagt Selway nun also etwas Neues, inspiriert haben dürfte ihn sein Bandkollege Jonny Greenwood, dessen eindrucksvolle Soundtracks zum Besten gehören, was derzeit im Kino zu hören ist. Selways Ansatz ist weniger ambitioniert. LET ME GO ist eine Sammlung nachdenklicher Instrumentalstücke und dreier zärtlicher Songs, einen von ihnen singt Lou Rhodes, die Stimme von Lamb. Der Höhepunkt ist aber der Titelsong mit Selways Gesang, eine Reflexion über die Unmöglichkeit, seiner eigenen Vergangenheit zu entkommen.
Klingt wie: Max Richter: The Blue Notebooks (2004) / Kaada: Music For Moviebikers (2006) / Ólafur Arnalds: Broadchurch (2015)