Blasse Brüder, 500 Songs
Embrace bekommen Hilfe von Coldplay. Oder andersrum?
Langsam ändert sich das Licht, das vor ein paar Jahren, als alles Brit-Pop war, auf Embrace fiel. Unter den meist hymnischen Popsongs der McNamara-Brüder D anny und Richard fanden sich regelmäßig Stücke, die es hätten aufnehmen können mit den großen Gefühlsverkäufern, die nun alles sind. Embrace waren zuerst da, Coldplay, Starsailor oder Keane aber hatten das Glück, den idealen Zeitpunkt zu erwischen – ein altbewährter Treppenwitz. Danny McNamara sieht das Timing-Problem gelassen: „Das Spiel ist noch nicht zu Ende.“ Jetzt sind wir dran, auch wenn es vier Alben gedauert hat. Weißt du, niemand hat gesagt, dass es in der Pop-Welt gerecht zugeht. Wir fühlen uns auch nicht vernachlässigt, denn ich denke, wir haben eine ganze Reihe britischer Bands beeinflusst, und das ist auch eine Menge wert.“ In der Tat: Die neue, recht untypische Embrace-Single „Gravity“ stammt von Chris Martin, der den Song ausgerechnet deshalb nicht mit Coldplay einspielen wollte, weil er fand, erklinge zu sehr nach Embrace. Unter den langjährigen Freunden Martin und McNamara herrschte schnell Einigkeit, Embrace nahmen das Präsent dankend an. Schaden kann ein so prominenter Fan und Fürsprecher nicht, denn Embrace blieben während ihrer „ersten“ Karriere auch deshalb so öffentlichkeitsblass, weil es an irrwitzigen Geschichten und skandalösem Material mangelte, wie es z. B. die Gallaghers stets pünktlich zu Redaktionsschluss ablieferten. Doch was muß man jetzt hören? Die Embrace-Brüder haben in den letzten drei Jahren 500 Songs geschrieben und mit Youth (Killing Joke, The Verve) den wohl unnachgiebigsten Produzenten gefunden, den ihrneues Album out OF nothing vertragen konnte. „Nach einer Woche dachte ich: Wenn die Aufnahmen fertig sind, rede ich nie wieder ein Wort mit ihm“, sagt Danny, „aber nach sechs Wochen wurde mir klar, dass Youth mit fast allem, was er sagte, recht hatte. Er verlangte von uns, ganze Songstrukturen umzustellen. Ich sollte völlig anders singen und sogar ein paar Texte umschreiben. Fast alle Ideen, die wir hatten, verwarf er erst mal. Ah die Platte dann fertig war, wussten wir: Über seine Methoden kann man streiten, aber dieser Mann ist ein Genie!“