Musikexpress präsentiert: Lambchop
Das Kleinorchester, das leiser tönt als jedes Hüsteln und dennoch seine Musik live erst richtig erlebbar macht. Wenn die vorzügliche Platte is A woman Lambchops Klavier-Album war, dann ist das neue Doppelalbum mit den beiden Titeln awcmon und noyoucmon, welches bitteschön aber nicht als Doppelalbum zu handeln ist, sondern als zwei Alben, die man aber zusammen kauft und deshalb … Jedenfalls sind diese beiden neuen Schmuckstücke die erklärten Gitarrenalben des kämmerchenmusikalisch tönenden Kleinorchesters von Kurt Wagner – mit ganz viel Platz zur selbstverständlich um so vorsichtigeren Entfaltung von William Tylers zart verstärktem Sechsaitiger und weniger Gesang, wenigen Texten. Dass Lambchop so kreativ waren, lag an einem „Ein-Song-pro-Tag-Projekt“ Wagners. Zudem lieferte die Band die Musik für den Stummfilm „Sunrise“ von 1927. Kurt Wagner sagte dazu:
„Ich betrachte den Soundtrack als zusätzliche Verbindung zwischen den beiden Platten. Ich hoffe, dass man eines Tages die Filmmusik hören kann, während der Film läuft. Wenn man das noch zusätzlich zu den Alben ermöglichen könnte, würde man sehen, was für Wege die Stücke gegangen sind seit der Idee, jeden Tag einen Song aufzunehmen.“ Letztlich, und so ketzerisch darf man im Fall dieser Kapelle aus Nashville schon einmal sein, ist es aber fast egal, mit welcher Musik Lambchop das Publikum live unterhalten: Das galt für den kargen Slo-Mo-Folk ihrer Anfangstage, die gefühlsechten Soulausflüge der Band mit Kurt Wagner als Falsett-Vokalisten und für die jüngsten elegischen Taten. Großartig ist es auf jeden Fall, diese Musiker in concert zu erleben. Und so darf man sich darüber freuen, dass Kurt Wagner seinen Job als Fußbodenleger vor ein paar Jahren aufgegeben hat und somit Lambchop auch wesentlich öfter auf den Bühnen Europas anzutreffen sind. Selten hat man eine Band gehört, bei der in großer Besetzung so zurückhaltend, so konzentriert und instinktiv musiziert wird. Und vorne sitzt Frontmann Kurt Wagner (wohl nicht nur wegen seiner Rückenprobleme, sondern weil sich die Konzerte dieses Ensembles ohnehin am besten im Sitzen genießen lassen), singt in seinem warmen Geschichtenerzähler-Bariton, streicht bedächtig über Tasten und Saiten. Noch streichzarter gestaltet das Dafo String Quartet bei einem großen Teil der Tour (sie kommen mit für die März-Termine) die Lambchop-Songs. Was kann man sich mehr wünschen?