Amors Maschine


Her Space Hollday: Ein britischer Musikjournalist hat einmal behauptet, Marc Bianchi von Her Space Holiday und seine Freundin/Helferin Keely Chanteloup seien in den USA in etwa das, was Richard Ashcroft und Kate Radley für England darstellen: das archetypische Indie-Traumpaar. Damit ist es nun vorbei. Die beiden haben sich vor kurzem nach neunjähriger Beziehung getrennt. Schiedlich-friedlich, wie Bianchi betont. Das könnte sogar stimmen, denn sein neues Album the young Machines klingt nicht nur vom Titel her wesentlich freundlicher als das erste home is where you hang yourself aus dem Jahr 2000. Aber damals hatte Bianchi, Typ Klassenprimus mit dicker Brille, noch das Problem zu verkraften, dass all seine früheren Fans plötzlich nichts mehr mit ihm zu tun haben wollten. Sie waren entsetzt, als sie den einstigen Anführer einer misanthropischen Hardcore-Band Mitte der 90er Jahre mit Chanteloup herumturteln sahen. Vom Pfeil Amors schwer erwischt, erkundete Bianchi sogleich lieblichere Musik. Erst entdeckte er den geräuschintensiven Indie-Rock von My Bloody Valentine, später Björk und Aphex Twin. 1996 begann er schließlich unter dem Namen Her Space Holiday aufzunehmen und Indie-Pop auf elektronischer Grundlage zu produzieren. „Damit bist du in den USA automatisch ein Außenseiter. Manche Veranstalter wollen es gar nicht wahrhaben, wenn man zum Konzert ausschließlich mit Keyboards anreist. Erst recht, wenn man dann noch sagt, die eigene Freundin singe ein paar Songs.

Aber ich war überzeugt davon und bin nach wie vor bereit, gegen den Strom zu schwimmen“, erklärt Bianchi trotzig. Auch in anderer Hinsicht verhält er sich für einen US-Künstler nicht regelkonform. Anstatt weiter die Geborgenheit seiner liberalen und toleranten Heimatstadt San Francisco zu genießen, hat ersieh vorübergehend in Austin im erzkonservativen Texas häuslich eingerichtet. „Ich brauchte mal einen Tapetenwechsel und vor allem einen Ort, an dem es sich billiger leben lässt. Ich bin ja schließlich kein Hitautor mit Riesenvorschüssen.“ Chanteloup soll in Austin übrigens in derselben Straße wohnen. Das letzte Wort scheint da also noch nicht gesprochen.