Avril Lavigne: Köln, Prime Club


Kleine Dame ganz groß: Der kanadische Shootingstar glänzt bei seinem vorerst einzigen Deutschland-Konzert mit coolen Songs und rotziger Performance.

Es ist eines dieser Konzerte, die eher zur Bewerbung des neuen Tonträgers denn zur Befriedigung echter Fangelüste dienen. Denn von den rund 400 Zuschauern im dicht gedrängten Prime Club steht knapp die Hälfte auf der Gästeliste und trägt wahlweise Videokameras, dicke Fotoapparate oder auch einfach nur eines der grünen VIP-Bändchen. Und diese Leute halten sich meist im hinteren Bereich des winzigen Raumes auf, schlürfen kühles Bier und betreiben lautstarke Konversation, während der gemeine Fan vor der niedrigen Bühne um jeden Zentimeter Platz und Sicht kämpft. Schließlich ist das an diesem Abend wohl das Wichtigste, aber auch Schwierigste: Wer Avril sehen will, muss möglichst nah ran – anderenfalls ist die 1,56 kleine Power-Göre bei ihrem zweiten Deutschland-Gig nämlich kaum auszumachen. Dank der niedrigen Bühne ist sie auf beinahe gleicher Ebene mit einem euphorischen Teeniepublikum, das in ihr tatsächlich so etwas wie eine „Skater-Punk-Princess“ (US-Presse) erblickt und auch durchweg dieselben Klamotten trägt: Schlabberhose, Biker-T-Shirt. Nietengürtel und schwarzen Kajalstift zu wild fliegenden Haaren. Dabei ist Avril kein weiterer trällernder Teeniestar und keine Pop-Marionette, sondern eine richtige Performerin: Mit starker Stimme, die selbst die höchsten Töne trifft, und einer selbstbewussten Performance, die wildes Rumhüpfen, Erklimmen der Monitorboxen und launige Ansagen (vorzugsweise „Let’s rock!“ oder „What’s up guys?“) impliziert. Eine imposante Vorstellung, aber Avril tritt ja auch schon seit ihrem 12. Lebensjahr live auf und genießt den frenetischen Jubel, die Spruchbänder und die kleinen Präsente (Blumen und Teddybären) noch immer in vollen Zügen. Genau wie das Publikum sie. Denn die zum Zeitpunkt des Konzertes noch 17-jährige Kanadierin ist frech und witzig und hält genau die richtigen Songs parat. Angefangen beim Opener „Sk8er Boi“ über „Unwanted“, „Anything But Ordinary“ und natürlich den Ohrwurm „Complicated“ spult sie zwölf von 13 Tracks ihres Debüts „Let Go“ ab und entschwindet nach knapp 40 Minuten Richtung Garderobe. Eigentlich genau das, was zu erwarten war. Aber vielleicht hätte sie als gestandener Profi doch noch mehr anhängen sollen als nur eine Zugabe („Tomorrow“). Die Fans hätten es ihr gedankt. Aber so kamen die anwesenden Kollegen von Natural und The Calling wenigstens früh ins Bett bzw. auf die After-Show-Party.

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