Kedr Livanskiy
Ariadna
2MR/Cargo
Das Debüt der 26-jährigen Produzentin aus Moskau mit Dream Pop, Shoegaze, Elektro-Pop und Industrial Techno.
Es ist immer wieder ein journalistisches Vergnügen, den Finger auf einen weißen Fleck auf der Landkarte der elektronischen Musik zu setzen und eine neue Szene herbeizuorakeln, deren Bedeutung vom Rest der Welt noch nicht erkannt wurde.
Als ob es in der globalisierten Welt nicht in jeder Mittelstadt mit Internetanbindung irgendeine „Szene“ gäbe. Nina Kraviz versucht seit ein paar Jahren mit ihrem Label трип, weiße Flecken auf der Landkarte (Russland, Island) weltweit sichtbar zu machen. Und auch Kedr Livanskiy, 26-jährige Produzentin aus Moskau, und ihr Debütalbum ARIADNA – nach zwei EPs für 2MR, dem Label von Mike Simonetti (früher bei Italians Do It Better) und Mike Sniper (Captured Tracks) – sind ein guter Anlass, das Fass von der russischen Elektronik-Szene wieder aufzumachen.
ARIADNA ist eine Sammlung von eher dunkelgrauen Tracks aus Dream Pop, Shoegaze, Elektro-Pop und Industrial Techno, die uneindeutig bleiben, weil Kedr Livanskiy einen Schleier aus Hall und Mystizismus darüberlegt. Wir wissen nicht, ob es der „billigen“ Produktion geschuldet ist, dass diese Musik eine Distanz zwischen sich und dem Hörer aufbaut, und damit dem alten Klischee von der kalten Elektronik das Wort redet.
Die Musik von Kedr Livanskiy erinnert an die der frühen Zola Jesus, die damals vorgegeben hatte, die Russin Nika Roza Danilova zu sein, und nicht die Amerikanerin Nicole Hummel, die sie wirklich ist.