Bad Religion: Punks mit Klasse
Beginnende Altersmilde? BAD RELIGION lassen's heute langsamer angehen. Sänger GREG GRAFFIN sagt, warum.
Sie haben eine ganze Generation von Baggy-Pantsrrägern, Skatern und Bunthaarigen geprägt. Wer heute Blink 182 als revolutionär empfindet, darf nicht vergessen, dass die drei Jungspunde bei Bad Religion in die Lehre gingen. Das Quintett um Greg Graffin muss also niemandem mehr etwas beweisen. „Wenn Bad Religion mit 30-prozentiger Kraft aufspielen, sind wir immer noch besser als die meisten jungen Punkbands“, versichert das intellektuelle Aushängeschild von Bad Religion.
Kann er auch, denn die Band aus LA. hat mit disziplinierter Kontinuität Platten veröffentlicht, die es immer wieder geschafft haben, emotional zu bewegen. Auch das neue Album („The New America“) steht in dieser herzerfrischenden Tradition. Dennoch gibt es Neuigkeiten. Nicht nur, dass mit Produzent Todd Runderen (Patti Smith, New York Dolls, Psychedelic Furs), Mischer Bob Clearmountain (Rolling Stones, Springsteen) erfahrene Experten an den Knöpfen gedreht haben, auch Bad Religions in Ungnade entlassener Ex-Songwriter und -Gitarrist Brett Gurewitz, vielen mittlerweile eher als Chef des Punk-Imperiums Epitaph bekannt, kehrte für ein Gastspiel („Believe It“) zu seinen alten Kollegen zurück. In der Vergangenheit war er für das Gros der BR-Hits verantwortlich, doch eine erneute Zusammenarbeit war bis vor kurzem undenkbar. „Wir haben länger nichts zusammen geschrieben, weil es die Umstände nicht erlaubt haben“, sagt Graffin diplomatisch, „aber durch den erneuten Gedankenaustausch gab mir Brett wieder Impulse, bessere Songs zu schreiben.“ Weitere Zusammenarbeit nicht ausgeschlossen.
Vor allen Dingen die Schützenhilfe Todd Rundgrens, den Graffin als seinen „langjährigen philosophischen Übervater“ bezeichnet, kehrt auf „The New America“ die Liebe des Sängers zu hochklassigem Songwriting und traditioneller amerikanischer Musik mehr denn je nach außen. Die Fans hingegen lieben Bad Religion für ihre einfachen, schnellen Punksongs, was zu Missverständnissen führen könnte. „Dann kennen die sich kein Stück mit der Punk-History aus“, wiegelt Graffin ab, „ein Clash- oder Sham 69-Album ist auch nicht einfach nur schnell. Gute Songs standen bei diesen Bands immer im Vordergrund.“
Doch die Definition von Punk beziehen heulige Kids eher von Blink 182, The Offspring oder Green Day. „Alle drei Bands hatten mit eher langsamen Songs Erfolg“, kontert Graffin. „Wenn wir auf ‚The New America‘ ein paar langsamere Nummern vorstellen, steht immer noch eine Punkband dahinter. Außerdem steckt bei uns ein gedankliches Gerüst in jedem Song. Das wirst du bei Blink 182 oder The Offspring nicht finden. Wir singen nicht über Sex und Drogen, deshalb werden wir wahrscheinlich auch nie im Radio gespielt.“