Beck


Ein Publikum, das ganz und gar mit sich selbst im Dreikampf ist: staunen-bewundern-jubeln. Und auf der Bühne der Mann, den es zu zelebrieren gilt: Beck Hansen, zweifellos einer der wichtigsten Musiker der 90er Jahre, unterwegs mit Imageerweiterung. Der Bursche, der „Loser“ sang und doch nie irgend etwas mit Slackertum am Hut hatte, jetzt neu als funky Soulbrother. So sah das aus, so hörte sich’s an, als Beck Ende letzten Jahres eine Handvoll Gigs spielte – darunter einen in Köln-, mit einer zehnköpfigen Showband sämtliche Posen aus 40 Jahren populärer Unterhaltungsmusik ironisierte und dabei vornehmlich die Songs des neuen Albums „Midnite Vultures“ präsentierte. Grandios, großartig, gewaltig, mit Wucht und Wumms – ein audiovisuelles Gesamterlebnis. Und vor allem: so anders. War Beck auf „Mutations“, der letzten Schallplatte, noch ganz und gar im Folk Zuhause, so pendelt er mittlerweile – wenn auch im Herzen immer noch Singer-/Songwriter – zwischen Discokugel, Dancefloor und Doppelbett, jawohl: Doppelbett. Bei „Debra“ etwa, dem fabulösen Finale von „Midnite Vultures“, schraubt Beck live on stage seine Stimme in nie gekannte Höhen und ist auf einmal the artist formerly known as Prince. Sehr soulful, sehr hüftbewegt, sehr sleazy, sehr sexy – und eben so, wie’s der kleine Prince aus Minneapolis in den goern nie mehr hinbekommen hat. Und alles ist POP. So intensiv, dass man Beck für Minuten für Oswald Kolles Übungsleiter halten möchte: „I wanna get with you/ooohh/and yoursister/l think her name’s Debra“-klar,zu großem Pop konnte man schon immer gut poppen. Und Pop ist bei Beck ein und alles: HipHop-Beats, Reminiszenzen an Flower-Power, Schweinerock, scharfe Bläsersätze, Glam, Country mit Pedal Steel und Banjo. Eine Tour de Styles im Schweinsgalopp, immer mächtig, aber nie überladen. Beck, der Mann mit so unglaublich viel Talent, dass man glatt meherere draus machen könnte. Und „Sexx Laws“, seine funky Single mit ungefähr 243 Anspielungen und Hieben auf die prüde Ami-Gesellschaft, Konnotationen und Querverweisen und dies und das, offenbart noch eines :“l’m a full-grown man/ but l’m not afraid to cry“, heißt eine Textzeile. Von wegen Männer können ihre Gefühle nicht zeigen. Beck kann’s. Auch das noch.That’s entertainment. Aber gewiss doch.