„…und dann schmiert sie sich’s in die Haare“


Falls in der Kneipe mal wieder der Gesprächsstoff ausgeht: Neun Szenen, die sich 1998 in die Erinnerung brannten.

VERRÜCKT MACH MARY Die Reißverschlußszene? Der unheimliche Tramper? Der Hund auf Speed? Soweit, so spaßig, aber der größte Lacher in Verrückt nach Mary ist die Haargel-Szene, in der uns die Farrelly-Brüder eine ganz neue Verwendungsmöglichkeit von Sperma vorführen – ausführlicher, als es sich der geschmacksbewußte Kinogänger je hätte träumen lassen.

OUT OF SICHT Was passiert, wenn man sich eingesperrt in einem engen Kofferraum kennenlernt und zwangsweise näherkommt, davon berichtet Steven Soderbergh in Out Of Sight. Schön auch, daß sich George Clooney als Gangster und Jennifer Lopez als Polizistin dabei über Filme unterhalten.

DER SOLDAT JAMES RYAN 24 Minuten voll auf die Zwölf: Der Einstieg von Steven Spielbergs Kriegsdrama, in dem das Blutbad des D-Day nachgestellt wird, ist an Intensität nicht mehr zu überbieten, j Aller Farbe entzogen, in ruckartigen Bildern taumeln die landenden Truppen ihrem häßlichen Tod entgegen. Eine scheinbar unendliche Sequenz, die beinahe physische Schmerzen bereitet.

TITANIC Nahezu zwei Stunden bereitet James Cameron den Zuschauer auf den großen Moment vor, dann hebt sich die Titanic aus dem Meer, bricht entzwei und saust schließlich in die Tiefe. Ein unbeschreibliches Spektakel, faszinierend und erschreckend vielleicht einer der unvergeßlichsten Filmmomente überhaupt.

DIE TRUMAN SHOW Von Zweifeln geplagt, sucht Truman Rat bei seinem besten Freund. Der redet ihm zu, er würde ihn niemals betrügen – und zeigt dem Zuschauer dabei den kleinen Knopf im Ohr, über den ihm der Macher der „Truman Show“ seinen Text souffliert. Die Quintessenz eines Meisterwerks liegt in diesem Augenblick, der weh tut, weil man vorgeführt bekommt, wie leicht man manipulierbar ist.

SCREAM 2 Horror pur – und am ausführlichsten durchexerziert in der Szene, in der ein Polizeiauto mit dem Killer am Steuer und zwei Mädchen auf dem Rücksitz verunglückt. Um das Auto verlassen zu können, müssen die Mädchen nun nach vorne, über den bewußtlosen Mörder aus dem Fahrerfenster klettern. Gänsehautl BOOCIE NICHTS Quentin Tarantino würde für diese Szene perfekter Paranoia und Desorientierung töten: Vom Kokskonsum zerrüttet, wollen Dirk Diggler und Co. zu Geld kommen, indem sie einem hysterisch gut gelaunten, unberechenbar dichten Dealer Backpulver andrehen. Endlos zieht Paul Thomas Anderson diese fabelhafte Szene hin, während ohrenbetäubender 8oies-Rock aus den Boxen dröhnt und der schweigsame Freund des Hausherrn einen Chinaböller nach dem anderen zündet – bis man sich genauso panisch im Kinosessel verkrampft wie die Helden auf ihrer Couch.

GOOD WILL HUNTING Der Monolog des Jahres: Matt Dämon alias Will Hunting erklärt den Managern eines Industriekonzerns, für den er arbeiten soll, in einer schwindelerregenden Assoziationskette, welch verheerende Wirkung seine Beteiligung an der Firma auf das Leben seiner Arbeiterklassefreunde hätte und zieht es vor, gemütlich Drogen zu nehmen. Atemberaubend: So wird man zum Star.

AUF MESSERS SCHNEIDE Eine Dreiviertelstunde lang dümpelt Lee Tamahoris Thriller um in der Wildnis abgestürzte Städter als genehmes Survival-Abenteuer vor sich hin. Dann kommt der Bär – und nichts ist mehr wie es vorher war: In einer meisterlichen Sequenz absoluten Terrors dezimiert er das Männertrio um einen Mitstreiter und sorgt von da ab für nacktes Entsetzen, wenn nur seine Erkennungsmelodie anschwillt.