Aerosmith, Hamburg, Sporthalle
NINE LIVES heißt das zwölfte Aerosmith-Album, und Phige in der Band scheinen noch mehr Leben hinter ch zu haben. Drummer Joey Kramer würde sofort jeden Castingwettbewerb für die Besetzung von „Spinal Tap M“ gewinnen. Mühevoller als er schleppt sich Jinur noch Gitarrist Brad Whitford durch das 90minütige Set – die 25 Jahren Rock’n’Roll sieht man ihm weißgott an. Doch auch die knallenge schwarze Lackhose von Bassist Tom Hamilton kann das Publikum in der ausverkauften Sporthalle nicht von dem ablenken, worauf es bei Aerosmith schon immer ankam: ultrakompakter Riffrock, die genial reduzierte Gitarrenarbeit von Joe Perry und vor allem die Primadonna-Show des dicklippigen Frontmanns Steven Tyler. Ob er nun alte Rock-Hauer wie „Dream On“ oder jüngere Aerosmith-Hits jM von“Janie’s Got A Gun“ bis „Cryin“‚anstimmt-so volltönend, satt und bis in die höchsten Stimmlagen geschmiert singt sonst kaum ein Kollege aus den guten alten Tagen des Hardrock. Gewandet in eine Tigerhose und ein bodenlanges, durchsichtiges Neglige springt Tyler wie eine „geläuterte Hafennutte“ („Hamburger Morgenpost“) über die Bühne, deren Dekoration vor 20 Jahren auch nicht anders ausgesehen hätte: Aerosmith können sich Glitzerschlangen, protzig aufgeschichtete Verstärkertürme und bunte Halstücher an den Mikroständern leisten, ohne peinlich zu wirken. Auch die Gesprächstherapie, der sich Tyler und Perry während der Albumproduktion unterzogen haben, scheint Früchte zu tragen: Die beiden Chefs gehen wesentlich öfter auf Tuchfühlung als während der letzten Aerosmith-Tourneen. Nach der dritten Zugabe („Walk This Way“) scheint das Saallicht denn auch auf durchweg zufriedene Gesichter im Publikum. Eines davon gehört Scorps-Mann Rudi Schenker, der mit Frau und Sohn Marcel angereist war: „Echt superklasse, die Jungs.“