Faust, Frankfurt, Kommunikationszentrum
Die Welt stinkt. Oder riecht es hier, im Kommunikationszentrums der Uni Frankfurt, nur stark nach Kunst? Nein, ganz eindeutig, hier stinkt’s. Und zwar nach jenem Mist, der überall auf dem Boden verstreut ist. Ein Zusammenhang mit der Band , die heute abend hier auftritt, ist nicht zu erkennen. Wie auch? Denn die Krautrock-Legende Faust wird von ihren Fans im Inund Ausland beinahe kultisch verehrt. Heute geben Werner Diermeier (Schlagwerk), Jean-Herve Peron (Gitarre/Gesang) und Hans-Joachim Irmler (Keyboards) sowie Neuzugang Stephen Lobdell an der Gitarre eines ihrer seltenen Konzerte. Mit leuchtenden Augen blickt das erstaunlich junge Publikum zur Bühne. Dort haben ein Öltank, eine Windmaschine, gut ein Dutzend TV-Geräte, diverse Schrottobjekte und sogar auch ein paar Musikinstrumente ihren Platz. Dann Jean Herve Peron. „Dies ist die Eroberung der Stille“, verkündet er und gibt damit den Auftakt zu einem knapp zweistündigen, audio-visuellen Wechselbad. Geniale Improvisationen an den Instrumenten wechseln sich ab mit weniger genialen „Songs“. Dazu zertrümmert Diermeier mit einer Brechstange alles, was sich ihm in den Weg stellt, läßt die Fernsehgeräte nacheinander zu Bruch gehen und prügelt wie wild auf den Öltank ein. Auch eine Kettensäge kommt zum Einsatz. Kunst? Viele meinen: ja. Aus den hinteren Reihen der Location aber tönt es: „So ein Scheißdreck!“