Chip
League Of My Own II
Cash Motto/Kobalt Music
Ein sehr guter Typ lässt sich sehr viel Zeit und rettet dann doch noch Grime und Rhyme.
Jahmaal Fyffe alias Chip war 15 Jahre alt, als er sich in seinem ersten kleinen Hit zum „Retter der Grime-Szene“ erklärte. Im Jahr darauf erschien sein erstes Mixtape, gewohnt vollmundig LEAGUE OF MY OWN betitelt, und danach passierte – nichts. Ganze zehn Jahre hat sich Chip, auf Youtube und in den USA immer größer werdend, Zeit für sein eigentliches Debüt genommen. Das Warten hat sich gelohnt. Nicht, dass er wirklich gerettet werden müsste.
Aber was Chip auf LEAGUE OF MY OWN II so anstellt, kommt einer Rettung schon sehr nahe insofern, als er das Genre auf ein neues Level hebt. Das zeigt sich in Details wie den Beats in „34 Shots“, die allein wegen mikroskopischer Klangverschiebungen mal wie Schüsse klingen, mal nicht. Zur Rhythmusarbeit, kühl und luftig von den dunklen Tiefen bis in klappernde Höhen, gesellt sich ein wunderbar britischer Flow.
Kein englischer Kendrick Lamar, aber auch mehr als nur The Streets auf Speed. In Chips speziellem Idiolekt heißt es nicht „because“ oder „‘cause“, sondern „b’cah“, und so schnattert und plappert es aufs Hypnotischste vor sich hin. Gestreift werden Ragga und Soul, die Bandbreite beeindruckt. Eigene Liga? Yepp. Wer den Mund voll nimmt, hat manchmal eben auch etwas drin.