Lana del Rey
Lust For Life
Vertigo/VÖ: 21.07.2017
Lanas Lust am Leben: Die Königin des Vintage-Pop entdeckt Optimismus im Traumnebel ihrer Amerika-Songwelten.
„Is it the end of America?“ Das ist die große Frage. Aber ausgerechnet von Lady Lana? Die schmachtende Grand Dame des samtigen, Technicolor-farbenden Fantasie-Amerikas? Man muss es wohl wirklich politisch nennen, was die Sängerin auf LUST FOR LIFE macht. Auf die Frage nach dem Ende folgt im Refrain von „When the World Was at War We Kept Dancing“ die Antwort: „No, it’s only the beginning. If we hold on to hope, we’ll have a happy ending.“ Das bleibt wie in allen Del-Rey-Songs zwar ganz hübsch vage, diese Art von Optimismus, der sich bereits im Albumtitel ausdrückt (gut geklaut von Iggy Pops berühmtem Drogensong), ist dennoch etwas Neues in ihrem Werk, das sich bis jetzt eher aus einer lasziven bis suizidalen Schwermut speiste.
Ein anderer Song, „God Bless America – And All the Beautiful Women In It“, ist eine Art hymnische Antwort auf den Frauen-Marsch auf Washington. Und in „Beautiful People With Beautiful Problems“, einem auf zauberhafte Weise seelenverwandtem Duett mit Stevie Nicks, gibt es die Zeile: „Green is the planet from the eyes of a turtle dove. ‚Til it runs red with blood.“ Natürlich gibt es sie immer noch: die üppigen Breitwand-Arrangements mit zart tätschelndem Schlagzeug, den weiten Streicher-Bögen, Keyboard-Schichten und viel, viel Hall. Diese typisch vernebelten Lana-Lieder über Sommermelancholie und böse Jungs eben, die Stimmungen verführerisch ausformulieren, ohne dass sie jemals wirklich greifbar werden. Das werden beim mittlerweile vierten Album Einige langweilig finden, aber diese wundersame Wolke aus Gefühlen und Kulturversatzstücke bekommt niemand in der großen, weiten Pop-Welt so gut hin wie sie. Und niemand dichtet dazu so druckreife Zeilen (Kostprobe: „I let your memory dance in the ballroom of my mind“), die alles bedeuten können – Leben, Liebe, Traum und sogar die eigene Kunst.