Eric Pfeil
13 Wohnzimmer
Trikont/Indigo (VÖ: 16.6.)
Songwriting in origineller Versuchsanordnung: Der Künstler spielt in fremden Wohnzimmern.
Plötzlich ist Italien verschwunden, das aus beinahe jeder Zeile seiner ersten beiden Alben leuchtete. Stattdessen besuchte Eric Pfeil nun bundesweit 13 WOHNZIMMER, um in 13 verschiedenen akustischen Ambienten vor jeweils unterschiedlichem Publikum in mutmaßlich „intimer Atmosphäre“, wie es bei Live-Aufnahmen immer so gerne heißt, neue Songs einzuspielen.
Das Experiment gelingt: Das Skizzenhafte steht den Songs gut, zumal die klangliche Reduktion die Texte in den Vordergrund rückt. Mit wenigen Strichen zeichnet Pfeil hier melancholische Kurzgeschichten, die auch ganz ohne Musik funktionieren würden: „Auf der Rückbank im Auto liegt noch dein getigerter Schal. Und über’m Rapsfeld hängt eine Wolke, die aussieht wie Sophia Loren“, singt er. Oder: „Jetzt bist du schon vier Tage fort, du siehst dich in der Welt um. Und alles, was mir von dir bleibt, ist deine Erkältung.“
Der Mann schüttelt die Aphorismen nur so aus dem Salzstreuer: „Um einen Sarg zu tragen, braucht man vier Leute, zum Drinliegen nur einen.“ Und was sind wir Menschen? „Wir sind nur Staub in Aufruhr.“ Mal elektrisch, meistens akustisch begleitet er sich selbst auf der Gitarre, hin und wieder gibt es behutsamen Background-Gesang oder quengelt ein Akkordeon. Bisweilen entwohnzimmert Pfeil seine Stimme geschickt mit einem Hall. Das war’s. Draußen fährt kein Auto vorbei, keine Taube gurrt. So klingt Pop, wenn er einen freien Tag hat und einfach mal zu Hause bleibt, leicht schläfrig und poetisch gestimmt, ganz zauberhaft.
Klingt wie: Hannes Wader: 7 Lieder (1972) / Bob Dylan & The Band: The Basement Tapes (1975) / Jonathan Richman: I, Jonathan (1992)