Schwereloses Tisch-Tennis auf der Tuba – Holger Czukay über „„Dr. Hülsenbecks mentale Heilmethode“
Klingt das Sonatoriumsprogramm nun gut oder nicht? Klingt gut. Ist der Psychodoktor und da-do-Gedankenguterfinder ein Arschloch, ja oder nein? Kann man drüber streiten. Sieht fast so aus, als könnte eine neue Hörspielgeneration zu einer richtungweisenden, musikalisch gut verpackten Reise in die Medien werden. Herbert Kapfer vom Bayrischen Jodelrundfunk und Regina Moths haben diverse Tagebuchaufzeichnungen von Herrn Dr. Hülsenbeck zusammengetragen, der darin seine Eindrücke aus Deutschlands da-da-Zeit und die seiner Amerika-Erfahrungen beschreibt. Das deutsche Hörspiel hatte in den Fünfzigern einen weltweil guten Ruf, und es scheint, als könnten atmosphärisch gut geladene Hörbilder wieder auf größeres Interesse stoßen.
Eine Vorläufer-CD hatte Kapfer mit GOLDBERG UND EIN DUTZEND TÄUSCHUN-GEN gestartet, und das moderne Einschlafmärchen für Erwachsene DIE NIXE von Christa Fast (mit Peter Gabriel, Annie Lennox u.a.) setzt die Richtung fort. Wenn es in Amerika populär wird, ganze Romane auf Audiocassetten loszuschlagen, dann liegt es nur nahe, dem noch einen droufzusetzen.
Irgendwie fühle ich mich beim Anhören von Hülsenbeck in die Welt von .Warten auf Godot“ oder .Die kahle Sängerin“ versetzt. Diese absurden Theaterstücke damals klangen einfach gut, auch wenn man nichts verstand. Und solch eine starke Atmosphäre sorgt auf der Hülsenbeck-CD für Spannung.
John Greaves und Peter Blegvad haben die Musik komponiert, die für das Ganze genau richtig ist, und Jon Sass spielt auf seiner Tuba schwereloses Tischtennis. Das reicht. Für Leute, die einen Trip genießen können. Da ich auf dieser Scheibe auch mitgemocht habe: keine Wertung.