Kernige Männer in Marlboro-Country: Die Allman Brothers kehren zurück


NEW YORK. Am ersten der zehn ausverkauften Abende im „Beacon Theatre“ bedurfte es wenig, die beinharten Fans aus den Sitzen zu reißen. Ergo taten die Allmann Brothers wenig. Das freilich satte 170 Minuten lang. Non stop. Vor einer Leinwand mit wechselnden Wild West-Landschaften spielten die sieben kernigen Marlboro-Männer dem primär männlichen Publikum nach dem Dosenbier-verklebten Bart. Der Opener „Statesboro Blues“ (der schon das 71er Album „Live At The Fillmore“ einleitete) war dabei die Speisekarte für das musikalische Menü des Abends: recycelter Southern Rock-Eintopf aus den AJIman-Regalen. Aufgekocht auf derart heißer Flamme, daß während der ersten Stunde der Sound nur schrill und spitz klang. Auf der Strecke, weil kaum zu vernehmen, blieb Gregg AUmans Stimme, das markige Gütezeichen der Band. (Der Mitschnitt für eine geplante Live-LP mag dabei die Lautstärke mitdiktiert haben.) Unvermittelt dann ein kaltes akustisches Sitzbad mit Blues-Kamellen wie Robert Johnsons „Come On In My Kitchen“ sowie Allman-Oldies wie „Midnight Rider“ und eine klebrige Version von „Melissa“. Als immer mehr ungeduldige Zuschauer den Songtitel „Going Down The Road“ als Aufforderung zur Pinkelpause mißverstehen, sind es die Gitarristen Dickey Betts und Warren Haynes. die die abschlaffende Band in einen Trommel- und Gitarren-Tumult von beachtlicher Intensität locken: In den Marathon-Jam werden „In Memory Of Elizabeth Reed“, JBlue Sky“, „Whipping Post“, „Nobody Knows“ (mit Doppel-DrumsSolo) und ein aufgejazztes „Southbound“ gepackt. Auch wenn viele Songs wie aus einem billigen Transistorradio klangen: Man ahnte zumindest, wie die Musik klingen sollte.