Album der Woche

Julia Holter

In The Same Room

Domino/GoodToGo

Mit der Live-Werkschau beweist die Alleskönnerin, dass ihr streberhafter Kammerpop auch berühren kann.

Julia Holter ist eine Streberin. Nun ist es gesagt. Wer seine Karriere mit einem Konzeptwerk über eine antike Tragödie beginnt, dann drei Platten aus dem Ärmel schüttelt, die mit größter Souveränität Pop, Electronica, Klassik- und Literaturzitate vereinen, und dabei die Erhabenheit einer Alabasterstatue ausstrahlt, kann einem suspekt sein. Der nächste Ritterschlag: Es ist Holter, die das erste Album auf dem neuen Domino-Sublabel Documents veröffentlichen darf. Mit der Live-Reihe will das Label den Geist der berühmten Peel Sessions wiederbeleben.

Eingespielt in zwei Tagen in London, vereint IN THE SAME ROOM Songs aus dem gesamten Repertoire der Kalifornierin. Und natürlich macht Holter auch hier alles richtig. Wie sie sich in „Horns Surrounding Me“ durchs Klangdickicht des Ensembles schlägt; sich in „How Long“ vom dunklen Streicher-Intro empor ans Licht kämpft; die kluge Rhythmik von „In The Green“ mit Spoken-Word-Passagen auf die Spitze treibt; und in „Sea Calls Me Home“ zur großen Geste ausholt: detailvernarrter Kammerpop, präsentiert im warm-analogen Schein. Eine Streberin ist Holter, aber eine, das wird hier deutlicher denn je, die in ihrer aristokratischen Würde berührt.