Hue & Cry


Es gibt eine Menge Leute, die zu wissen glauben, daß Hue & Cry aus Glasgow mit Sicherheit das „nächste große Ding“ werden. Auf der Bühne, vor einer unglaublich spärlich gefüllten Alabamahalle — in der Hauptsache Angestellte ihrer Plattenfirma Virgin — wurde dieser bevorstehende Durchbruch nicht sofort sichtbar…

Es half schon mal, die Augen zu schließen. Sänger Patrick Kane ist ein großer, schwerfälliger Bursche in einem Anzug, den wahrscheinlich Joe Jackson irgendwann einmal zum Second Hand-Händler getragen hat. Aber der Mann kann singen! Er hat diese Stimme, die so nach „Ich-hab‘-grade-ne-Trompete-verschluckt“ klingt und die Mick Hucknall zur Perfektion entwickelte.

Wie Simply Red holen sich Hue & Cry (kein guter Name übrigens) ihre Grundtöne von der Soul-Musik. Wobei der Ansatz bei den Newcomern ein modernerer ist: Während Simply Red mit dem 60er Jahre-Motown-Giganten Lament Dozier und Sly Stone-Cover- Versionen arbeiten, bewegen sich Hue & Cry mehr in den Frühsiebziger- Gefilden des Philadelphia-Sounds und spielen Princes „Kiss“ nach.

man gleichzeitig die Aspirationen der Band erkennen: Sie wollen die Welt verändern, gleichzeitig aber auch reich und berühmt werden. Das ist z. B. „Labour Of Love“, ein optimistisch klingender Song mit einer dunklen, moralischen Botschaft, die das Vertrauen der Massen in ihre politischen Führer attackiert. Generell läßt sich sagen, daß die zumeist in schneller, kräftiger Gangart dargebotenen Stücke die suberversiven Inhalte gut ausbalancieren.

Man kann Hue & Cry sicherlich keine demagogische Pop-Band mit erhobenem Zeigefinger nennen. Auf Grund ihrer instrumentalen Finesse könnte man die Schotten gar in Level 42-Märkte einbrechen sehen…

Aber hier geht’s bloß um die Anfänge einer Band. Es wäre interessant gewesen, Hue & Cry Zuhause in Glasgow zu erleben, wo man das kommunikative Potential der Band sicherlich besser beurteilen hätte können.