Kim Wilde


Nach der letztjährigen Stippvisite hatte es sich schon herumgesprochen: So wild ist die Wilde Kim gar nicht! Zwar versucht die 24jährige in jüngster Zeit, vom überholten „sweet little sixteen“-Image herunterzukommen und ließ sich für das Video zu „The Second Time“ einen männermordenden Touch verpassen. Aber in der zu dreiviertel gefüllten Liederhalle macht die ehemalige Schauspielschülerin klar, daß es für sie vom gut gestylten Video zur perfekten Live-Show noch ein meilenweiter Weg ist.

Da genügt es nicht, daß Kim mit ihrem natürlichen Charme sicher nach wie vor zu den attraktivsten Sängerinnen gehört. Es paßt einfach nicht zu den pflegeleichten, genial eingängigen Popsongs, daß sich die Protagonistin seltsam unbeholfen, wie die Heldin einer Bonawax-Reklame auf der Bühne bewegt.

Die fehlende (?) Choreografie wurde leider auch nicht durch mitreißende Musik wettgemacht. Sicher. Kims Stimme klingt auch live nicht weniger ansprechend als im Studio – wenn man sie hört! Denn das war das Problem des Abends. Kims frische Mädchenstimme mit der genau richtigen Dosis Nasal-Quengel war in dem Schepper-Brei aus Preston Heymans Schlagzeug-Wumm-Wumm, Jeff Hammers schrillen Keyboards und Richard Blanshards schwächlich quäkendem Sax kaum noch auszumachen. Überhaupt klang die Band, die angeblich vor der Tournee zwei Monate geprobt hatte, eher wie die Siegertruppe eines provinziellen Nachwuchs-Wettbewerbes.

Nachdem Kim einen Durchlauf durch ihr neueres Repertoire absolviert hatte, überbrückte ein klägliches Drum-Solo (welch revolutionäre Idee!) die Zeit, bis Mrs. Wilde wieder auf den Brettern erschien. Das graue Herrenhemd, die knallblaue Jacke und die schwarze Strumpfhose hatte sie gegen ein leuchtend rotes Outfit eingetauscht. Mit dem Rückgriff auf ältere Songs wie „Kids In America“ kam auch langsam Tanz-Bewegung ins Publikum.

Noch eine andere Bewegung war auszumachen – nämlich die in Richtung Ausgang. Nicht wenige fanden das Geschehen scheinbar so quälend, daß sie vor Ende der Veranstaltung das Weite suchten. Und als Kim nach knapp 90 Minuten den Zugaben-Reigen eröffnete, setzte gar ein kleiner Exodus ein.