Ty Segall
Ty Segall
Drag City/Rough Trade
70s-Hard- und Psychedelic-Rock aus der Garage, in der Dr. Frankenty an seinem Bolan herumschraubt. Man mag gar nicht hinsehen. Aber -hören!
Dass Ty Segall sein neuntes Album in neun Jahren (das sind aber auch nur die, die ausschließlich unter eigenem Namen erschienen sind) schlicht TY SEGALL nennt – wie sein erstes –, dürfen ihm missgünstige Menschen als Einfallslosigkeit auslegen. Dass er zuletzt seinem Idol Marc Bolan immer noch näher gekommen ist, auch. Vermutlich ist es sogar so, dass Dr. Frankenty den toten Glamstar in seiner Garage, in Experimenten mit ganz viel Strom, wieder zum Leben erweckt hat und ihm nun unablässig Rocksongs abzapft.
Die neue Platte klingt bis hin zur sehr eindeutigen Stereokanalbelegung eins zu eins nach einer Aufnahme aus den frühen 70ern (mit Ausnahme der rarer gewordenen Noiseausbrüche), was auch daran liegen dürfte, dass sie Segall nicht solo, sondern mit seiner furchtbar versierten Livebandbesetzung eingespielt hat. Ohne Overdubs. Ein einziger großer Vintage-Beschiss ist das, quasi, mehr noch als der Teil von Tys Werk, den er im Rausch dem tosenden Wahnsinn anheim gestellt hat und damit seine Spuren verwischte.
Wenn er sein Handwerk nur nicht so hervorragend verrichten würde: Er beherrscht den Bolan, der bei den Stooges anklopft, wie den Bolan, der abends vor seinem Beatles-Altar kniet. Den Hardrock mit Arschkreisen und das halbakustische Ich-kämme-dein-Haar-Lied zur Frühlingssonne hin. Im Zehnminüter „Warm Hands (Freedom Returned)“ klaut er dann sogar noch bei den Doors. Der Hund.