Justice
Woman
Ed Banger/Because/Warner
Nachdem sich Justice zuletzt als Prog-Rocker ausgetobt haben, gehen sie nun wieder gemeinsam in die Disco.
Der schönste Song auf dem neuen Justice-Album ist gleichzeitig der schlimmste: „Love S.O.S.“ beginnt mit einer schrillen Sirene, die sofort Erinnerungen an „Stress“, eines der unhörbarsten Stücke der Musikgeschichte und den Tiefpunkt vom Justice-Debüt, weckt. Doch die Leichtigkeit, mit der die beiden Franzosen das unerträgliche Störgeräusch in Beat und Melodie einarbeiten, macht den Song zu einem Synthie-Pop-Meisterwerk.
„Love S.O.S“ steht exemplarisch für die Art, wie Justice ihren Genremix 2016 rühren: Auf WOMAN hören wir „Spacelab“ von Kraftwerk, Daft Punks „Robot Rock“, Michael Jackson, Air und jede Menge Sci-Fi-Soundtracks heraus. Vieles klingt seicht, wenig nach Rock, und wenn, dann eher nach Tame Impala als nach Judas Priest, Yes oder Queen – Bands, die bislang Pate standen.
Nachdem ✝ die Stärken der Band ausnutzte und der Nachfolger AUDIO, VIDEO, DISCO auf durchaus sympathische Art ihre Schwächen offenlegte, tut WOMAN weder das eine noch das andere. Es plätschert meistens vor sich hin. Wer den kruden Stilmix des Duos bislang verabscheut hat – und das waren nicht wenige – wird sich an diesem Album nicht stören. Mögen wird er es aber auch nicht. Bei einer einst so kontroversen Band ist das nicht unbedingt ein gutes Zeichen.